Abschüsse im Mittelmeer US-israelischer Raketentest sorgt für Aufregung

Moskau · Inmitten der internationalen Debatte um einen Militärschlag gegen Syrien hat am Dienstag ein gemeinsamer Raketentest Israels und der USA im Mittelmeer für Aufregung gesorgt. Bei einem zunächst von Russland registrierten Geschoss habe es sich um eine radargesteuerte Rakete vom Typ "Ankor" gehandelt, erklärte das israelische Verteidigungsministerium.

Wie die Länder der Welt zu einem Militärschlag in Syrien stehen
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Foto: ap, Mohammad Hannon

Der US-israelische Raketentest wurde nach Angaben aus Jerusalem von einer Militärbasis im Zentrum Israels aus gelenkt. In der Mitteilung war nur von einer Rakete die Rede. Das russische Verteidigungsministerium hatte zuvor über den Start von zwei ballistischen Raketen im Mittelmeer in Richtung der östlichen Küstenlinie berichtet, wo auch Syrien liegt.

Die Aktienmärkte und der Ölpreis reagierten auf den Bericht aus Russland umgehend nervös. Aus russischen Armeekreisen hieß es später, die Raketen seien offenbar ins Meer gefallen. Israel erklärte, das Waffensystem habe sein "Ziel geortet und getroffen".

Die Lage in der Region ist durch den syrischen Bürgerkrieg äußerst gespannt. Die USA und Frankreich machen die syrische Regierung für einen mutmaßlichen Giftgaseinsatz bei Damaskus verantwortlich und haben einen Militärangriff gegen Syrien angekündigt. US-Präsident Barack Obama will zuvor aber die Zustimmung des Kongresses einholen.

Das französische Parlament soll am Mittwoch über Syrien debattieren, aber keinen Entschluss fällen. Die Regierung schließt ein Votum über einen Militäreinsatz aber nicht länger aus. Der Minister für die Beziehungen zum Parlament, Alain Vidalies, sagte, dass eine solche Abstimmung für Präsident François Hollande "kein Tabu-Thema" sei.

Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) erklärte in Genf, die Zahl der Flüchtlinge aus Syrien habe sich im vergangenen Jahr fast verzehnfacht. "Das Leiden und die Vertreibung sind ohne Beispiel in der jüngeren Vergangenheit", beklagte Flüchtlingskommissar António Guterres. Syrien sei "zur großen Tragödie dieses Jahrhunderts geworden".

Von den zwei Millionen Flüchtlinge lebten laut UNHCR Ende August 110.000 in Ägypten, 168.000 im Irak, 515.000 in Jordanien, 716.000 im Libanon und 460.000 in der Türkei. Jeder zweite war 17 Jahre alt oder jünger. Weitere 4,25 Millionen Menschen sind den Angaben zufolge innerhalb Syriens auf der Flucht.

Die für humanitäre Krisen zuständige EU-Kommissarin Kristalina Georgieva sagte in Brüssel, infolge des "Exodus aus Syrien" sähen mehrere Staaten der Region "ihre eigene Stabilität durch zahlreiche Probleme gefährdet". Besondere Schwierigkeiten gebe es bei Gesundheitsversorgung, Sicherheit und Bildung.

Italiens Ministerpräsident Enrico Letta warf der EU eine fehlende Strategie im Umgang mit den Flüchtlingen vor. Nach Schätzung des Innenministeriums in Rom trafen seit Jahresbeginn 3000 syrische Flüchtlinge an Italiens Küsten ein. Die Bundesregierung erklärte sich im März bereit, 5000 Flüchtlinge aus Syrien aufzunehmen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) drängte weiter auf eine "gemeinsame Antwort" der internationalen Gemeinschaft. "Es kann kein Zweifel bestehen, dass es zu einem eklatanten Bruch des Völkerrechts durch den grausamen Einsatz von Chemiewaffen gekommen ist", sagte sie im Bundestag und kritisierte, dass der UN-Sicherheitsrat "blockiert"sei.

Laut dem Portal "Spiegel Online" fing auch der Bundesnachrichtendienst (BND) einen möglichen Beleg dafür ab, dass Syriens Führung den Einsatz von Giftgas angeordnet habe. Demnach hörte der BND ein Gespräch zwischen einem Vertreter der radikalislamischen libanesischen Hisbollah-Miliz und der iranischen Botschaft ab, in dem dies eingeräumt worden sei.

(afp)
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