Afghanistan US-Armee - Hubschrauber wurde abgeschossen

Kabul (rpo). Der am Dienstag in Afghanistan abgestürzte Hubschrauber der US-Armee ist ersten Erkenntnissen zufolge mit einer Panzerabwehrrakete abgeschossen worden. "Dies ist unser erster Helikopter, der in Afghanistan abgeschossen wurde", sagte US-Generalleutnant James Conway. Bei den Bergungsarbeiten am Wrack wurden unterdessen die Leichen aller 16 Insassen gefunden.

Zuvor war von 17 Toten die Rede gewesen. Die Rechnungsprüfungsstelle des US-Kongresses (GAO) warnte unterdessen vor einem zu langsamen Aufbau der afghanischen Sicherheitskräfte. Es bestehe die Gefahr, dass Afghanistan erneut zu einem Anziehungspunkt für Terroristen werde, erklärte das Büro.

Es gebe Hinweise darauf, dass der Hubschrauber mit einer Panzerabwehrrakete beschossen worden sei, sagte Conway. Es sei zwar schwierig, damit einen Helikopter in der Luft zu treffen; aber es gebe keine Hinweise darauf, dass eine bessere Waffe eingesetzt worden sei.

Die radikalislamischen Taliban-Milizen hatten zuvor erklärt, den Hubschrauber in der östlichen Provinz Kunar in dem Moment abgeschossen zu haben, als er Soldaten absetzen wollte. Laut US-Verteidigungsministerium war die Maschine vom Typ CH-47 Chinook im "Anti-Terror-Einsatz". Er sollte Verstärkung für die "Operation Roter Flügel" gegen islamistische Rebellen nach Ostafghanistan bringen.

Kunar ist eine Hochburg der Taliban. Die Unglückstelle liegt westlich der Stadt Asadabad in der Nähe der pakistanischen Grenze. Pentagon-Sprecher Larry DiRita sagte, an Bord des Hubschraubers seien auch Spezialkräfte der Armee gewesen. Medienberichten zufolge sollen Mitglieder der SEALS-Elitetruppe zu den Insassen gehört haben. Conway sagte, die Bergungsarbeiten würden auch nach dem Fund der 16 Leichen fortgesetzt. Nach einem Bericht des britischen Rundfunksenders BBC werden mehrere Soldaten vermisst, darunter einige, die im Bodeneinsatz gewesen seien.

Die Rechnungsprüfungsstelle des US-Kongresses erklärte, wenn in Afghanistan keine starke und unabhängige Armee und Polizei zustande kämen, könne das Land wieder zum Zufluchtsort für Terroristen werden. Tatsächlich hielten die Aufbauarbeiten jedoch nicht Schritt mit der Entwicklung. Besorgnis erregend sei unter anderem, dass Großbritannien, Italien und Japan in ihren Verantwortungsbereichen nur "begrenzte" Fortschritte gemacht hätten. Betroffen seien der Kampf gegen den Drogenhandel, die Einrichtung des afghanischen Rechtswesens und die Entwaffnung von Milizionären.

Dagegen komme Deutschland mit der Ausbildung der afghanischen Polizei zwar gut voran, hieß es in dem GAO-Bericht weiter. Die frisch ausgebildeten Beamten würden jedoch häufig zu Posten entsandt, in deren Gebiet Kriegsherren die Kontrolle hätten. Zudem sei die Polizei "von den Waffen bis zu den Fahrzeugen" nicht ausreichend ausgerüstet. Weder die deutschen noch die US-Behörden hätten einen echten Überblick über die Kosten des Aufbaus des afghanischen Polizeiapparats.

Die US-Armee hatte die Taliban im Winter bereits als fast völlig aufgerieben bezeichnet, doch seit dem Frühjahr lieferten sich die islamistischen Kämpfer heftige Gefechte mit afganischen Soldaten und den sie unterstützenden multinationalen Truppen unter US-Kommando, an der auch Bundeswehrsoldaten beteiligt sind. Seit Jahresbeginn starben dabei mehr als 500 Menschen, größtenteils Taliban und andere Rebellen. Seit Anfang der "Operation Enduring Freedom" in Afghanistan im Oktober 2001 starben 149 US-Soldaten, unter ihnen 77 bei Kampfeinsätzen.

Angesichts der Intensivierung der Kämpfe rechneten Beobachter damit, dass das Land vor den für den Herbst geplanten Wahlen ähnlich wie im Irak ins Chaos abgleiten könnte.

(afp)
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