Urnenbestattung in Santiago de Cuba Fidel Castro findet seine letzte Ruhe im kleinen Kreis

Santiago de Cuba · Am frühen Sonntagmorgen hat die Beisetzung des verstorbenen Revolutionsführers Fidel Castro in Santiago de Cuba begonnen. Die Urnenbestattung fand auf dem Friedhof Santa Ifigenia im kleinen Kreis statt.

Kuba: Fidel Castros Urne auf dem Weg zum Friedhof
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Kuba: Castros Urne auf dem Weg zum Friedhof

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Mit der Beisetzung enden neun Tage Staatstrauer nach dem Tod des langjährigen kubanischen Staatschefs, der am 25. November im Alter von 90 Jahren gestorben war.

Am Eingang des Friedhofs standen tausende Menschen. Viele riefen "Es lebe Fidel", als der Jeep mit der Urne eintraf. Am vergangenen Mittwoch hatte Castros Urne in der Hauptstadt Havanna die Reise nach Santiago de Cuba angetreten.

Die Stadt im Südosten des Karibikstaates gilt als Wiege der Revolution von 1959. Dort hatten Fidel Castro und seine Gefährten 1953 mit dem Angriff auf die Moncada-Kaserne den ersten Anlauf zum Sturz des US-hörigen Diktators Fulgencio Batista unternommen.

Der Friedhof Santa Ifigenia

Vor einem Jahr haben Lastwagen damit begonnen, jede Menge Baumaterial auf den Friedhof Santa Ifigenia im ostkubanischen Santiago de Cuba zu bringen. Am Samstag wurde ein weißes Tuch über eine neue Konstruktion gelegt, die sich gleich in der Nähe des Mausoleums von Kubas Nationalhelden José Martí befindet.

Mehr ist nicht bekannt über die letzte Ruhestätte Fidel Castros. Wie sie aussehen soll, ist noch eines der am besten gehüteten Geheimnisse auf Kuba. Am Sonntagmorgen (Ortszeit) wurde die Urne mit der Asche des Revolutionsführers auf dem Friedhof beigesetzt - allerdings im engsten Kreise und unter dem Ausschluss der Öffentlichkeit.

Selbst das Staatsfernsehen durfte anders als erwartet die mehr als einstündige Zeremonie nicht übertragen. Auch Journalisten wurde der Zugang verwehrt. Erst am Vorabend hatte Castros Bruder, Kubas Präsident Raúl Castro, gesagt, es werde auf Fidels Wunsch hin keinen Kult um den legendären Revolutionsführer geben. Weder Straßen noch Institutionen oder andere Gedenkstätten sollen demnach seinen Namen tragen. Die Nationalversammlung wird nach Raúls Worten bei ihrer kommenden Sitzung sogar ein entsprechendes Gesetz verabschieden.

Bislang ist die genaue Ruhestätte unbekannt

Wie zugänglich Castros Ruhestätte künftig sein wird, dürfte damit noch unklarer sein. Die kubanische Regierung hatte sich in dieser Frage bis zuletzt in Schweigen gehüllt. Dass sie offenbar direkt neben dem Martí-Mausoleum liegt, lässt zumindest einige Schlüsse zu: Zur Stätte Martís pilgern täglich scharenweise Touristen und Kubaner. Das lässt vermuten, dass auch die Grabstätte Castros in irgendeiner Weise für die Öffentlichkeit zugänglich sein muss.

"Es ist eine Ehre, ihn hier zu haben", sagt die 64-jährige Cruz María Pardo, die die Mausoleen auf dem Cementerio Santa Ifigenia seit mehr als 20 Jahren reinigt. Erste Indizien darauf konnte sie vor etwas mehr als einem Jahr beobachten: Damals hatten Lastwagen begonnen, Materialien auf den Friedhof zu bringen. Auch der pensionierte Eisenbahnbetriebsleiter Roberto Lamar Herrera berichtet von den zurückliegenden Materiallieferungen. Dessen Tochter Ileana Lamar Rodríguez sagt: "Wir werden uns um ihn kümmern."

Castro war am 25. November im Alter von 90 Jahren gestorben. Hunderttausende, wenn nicht Millionen Kubaner haben sich auf der zentralen Straße zwischen der Hauptstadt Havanna im Nordwesten und Santiago im Südwesten der Insel aufgereiht, um nur einen kurzen Blick auf den Sarg aus Zedernholz zu werfen, der tagelang und über Hunderte Kilometer quer durchs Land gefahren wurde. Viele warteten Stunden in der glühenden Hitze, um dem "Máximo Líder" Lebewohl zu sagen.

Die letzte Reise hat der gestorbene Revolutionsführer und frühere Staatspräsident am Sonntag hinter sich gebracht. Passenderweise endet sie in Santiago - dort hatte Castro einst die Kubanische Revolution entfacht.

Friedhof der bekanntesten Kubaner

Der Friedhof befindet sich im Nordwesten Santiagos und rund 500 Meter von der nach der Stadt benannten Bucht entfernt. Er wurde 1868 gegründet und dient als letzte Ruhestätte für einige der wichtigsten Persönlichkeiten der kubanischen Geschichte.

Hinter einem stattlichen weißen Gebäude am Eingang liegt Martís riesiges Mausoleum, wo jede halbe Stunde ein Wachwechsel stattfindet. In der Nähe steht eine Gedenkstätte für Castros Mitstreiter, die bei dem Sturm auf die Moncada-Kaserne 1953 getötet oder im Anschluss von den Kräften des Diktators Fulgencio Batista hingerichtet wurden. Der Angriff auf die Kaserne war Castros erster Revolutionsversuch. Er scheiterte, gilt aber noch heute als offizieller Beginn des Umsturzes.

Auch der legendäre Sänger und Gitarrist Compay Segundo ist auf Santa Ifigenia beigesetzt. Er erarbeitete sich einst als Mitglied des Musikprojekts Buena Vista Social Club einen Namen von Weltruf. Ein Bild von einer goldenen Gitarre mit einem scheinbar darauf hängenden Panama-Hut ziert sein oberirdisches Grab.

Der Santa Ifigenia beherbergt auch die Überreste wichtiger Persönlichkeiten, deren Familien nach der Revolution aus Kuba geflüchtet waren, weshalb sie nur selten von den Behörden erwähnt werden. Dazu zählt etwa Emilio Bacardi Moreau, der die Rum-Dynastie seiner Familie bis zu seinem Tod im Jahr 1922 gemanagt hatte. Die Bacardi-Familie verließ den Karibikstaat in den frühen Jahren der Revolution, nachdem ihre Besitztümer von der Castro-Führung verstaatlicht worden waren.

Viele der Einwohner von Santiago sind mächtig stolz auf ihren Cementerio. "Die ganze Geschichte der Revolution ist auf diesem Friedhof konzentriert", sagt etwa der 59-jährige José Francisco Guillot Castillo, ein Koch in einer Öl-Raffinerie, der gleich um die Ecke in einem Haus mit einem Zinndach wohnt.

Bei dem 82 Jahre alten Eugenio Rodríguez Fonseca, der laut eigenen Angaben früher an Geheimoperationen der Revolution beteiligt gewesen war, sitzt die Trauer nach Castros Tod wie bei vielen seiner Mitbürger tief. "Ich weine innerlich", sagt er. Neben ihm vor seinem Haus sitzt seine Urenkelin, der der Name "Fidel" auf die Stirn gemalt wurde. Für den Moment, wenn Castros Überreste an seinem Haus vorbeigefahren werden sollten, wollte er nur noch eines tun: ein letztes Mal zu Ehren des Comandanten zu salutieren.

(felt/AFP/ap)
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