Evakuierung wäre zusätzliche Gefährdung Unruhen in Bolivien: 100 Deutsche an Ausreise gehindert

Berlin/La Paz (rpo). Die blutigen Unruhen in Bolivien hindern etwa 100 Deutsche daran, das südamerikanische Land zu verlassen. Ihre Ausreise sei "gegenwärtig kaum möglich". Das sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts.

"Eine Evakuierung wäre zur Zeit eine zusätzliche Gefährdung", betonte sie. Die Zufahrtstraßen zum Flughafen der größten Stadt La Paz seien wegen Straßenblockaden und gewalttätigen Protesten unpassierbar. Unter den ausreisewilligen Deutschen seien 32 Touristen.

Deutsche Hilfs- und Kulturorganisationen wollen ihre Mitarbeiter aus dem Krisenland vorerst nicht abziehen. "Es ist ein Zeichen von Solidarität, die Menschen in Bolivien nicht allein zulassen, wenn es gefährlich wird", sagte die Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe (AGEH), Katharina Engels, in Köln. Insgesamt sind nach Angaben des Auswärtigen Amtes rund 1 200 Deutsche in dem Andenland.

Der bolivianische Präsident Gonzalo Sánchez de Lozada hat unterdessen nach wochenlangen Unruhen mit über 70 Toten als Ausweg aus der Krise ein Referendum über die umstrittenen Gaslieferungen an die USA und Mexiko vorgeschlagen. Damit ging er nach Medienangaben auf eine wesentliche Forderungen der Opposition ein. Sanchez schlug am Mittwoch auch vor, eine Gesetzesvorlage als Grundlage für die Lieferungen zu überprüfen. In einem "Manifest" verlangte er die Verteidigung von Demokratie und bestehender Ordnung. Das "Manifest" sei Ausdruck des Willens der Regierung, die Politik am Wohle des Volkes und der nationalen Interessen auszurichten. Die Regierung wolle die Ursachen für die sozialen Proteste beseitigen.

Alle sollten sich letztlich als Sieger fühlen können. Für die Regierung sei es wichtig, die Demokratie zu bewahren und die Ordnung aufrecht zu erhalten. Der Präsident warnte aber auch vor der Gefahr, die für die Einheit des Landes von anarchistischen und gewerkschaftlichen Bewegungen ausgehen könne.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort