Frau nach Paketbomben-Funden festgenommen Und plötzlich ist der Terror wieder präsent

Washington (RPO). Und plötzlich ist sie wieder da: die Angst der USA vor einem Terroranschlag. Die Nachricht von zwei Paketbomben hat die Regierung um Präsident Barack Obama in höchste Alarmbereitschaft gezeigt. Doch das Beispiel zeigt einmal mehr: Die internationale Zusammenarbeit gegen den Terror funktioniert. Inzwischen gab es sogar eine Festnahme.

Oktober 2010: Terroralarm an Flughäfen in USA und Großbritannien
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Oktober 2010: Terroralarm an Flughäfen in USA und Großbritannien

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Zwei Luftpostsendungen aus dem Jemen, vollgepackt mit hochexplosivem Material, abgefangen in Dubai und in Großbritannien - kein Wunder, dass die Vereinigten Staaten von Amerika sofort das Terrornetzwerk Al Qaida als Absender im Verdacht haben. Doch bislang hat sich keiner zu den mutmaßlichen Anschlagsversuchen auf jüdische Gemeinden bekannt. Zumal in den USA die Kongresswahlen kurz bevor stehen.

Immerhin gab es einen ersten Fahndungserfolg. Jemenitische Sicherheitskräfte nahmen am Samstag eine Frau fest, die verdächtigt wird, in die Aufgabe der beiden Sendungen involviert gewesen zu sein. Man sei der Frau über eine Telefonnummer auf die Spur gekommen, die sie bei einem Fracht-Dienstleister hinterlassen habe, teilte ein Sprecher der Sicherheitskräfte mit.

Am Flughafen Köln/Bonn umgeladen

Großbritannien geht davon aus, dass die in einem Frachtflugzeug auf dem englischen Flughafen East Midlands nördlich von Birmingham entdeckte Bombe funktionsfähig war. "Wir glauben, dass der Sprengsatz darauf ausgelegt war, in dem Flieger zu explodieren", sagte der britische Premierminister David Cameron vor einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die britische Innenministerin Theresa May erklärte, die Paketbombe hätte ein Flugzeug zum Absturz bringen können.

Die in England entdeckte Paketbombe wurde am Flughafen Köln/Bonn umgeladen worden. Der in einem Container befindliche Sprengstoff sei mit einem Flieger aus Jemen in Köln gelandet und dort vom US-Paketdienst United Parcel Service (UPS) aufgenommen worden, teilte ein Sprecher der Londoner Polizei mit. Das europäische Luftfrachtzentrum von UPS befindet sich am Flughafen Köln/Bonn.

Die in Dubai gefundene Bombe kam laut der Flugsicherheitsbehörde mit einem Frachtflugzeug von Qatar Airways aus dem Jemen mit Zwischenlandung in der katarischen Hauptstadt Doha. UPS und FedEx stoppten alle Lieferungen aus dem Jemen. Auch die Deutsche-Post-Frachttochter DHL ist von den verschärften Sicherheitsvorkehrungen betroffen und muss alle Sendungen aus dem Jemen in die USA stoppen, wie eine Post-Sprecherin sagte.

Obama bedankt sich bei Saudi-Arabien

US-Präsident Obama sprach am Samstag mit Cameron und dem saudischen König Abdullah über die vereitelten Anschläge. Saudische Anti-Terror-Behörden hätten eine entscheidende Rolle dabei gehabt, die Bomben zu entdecken und die Anschläge zu vereiteln, sagte der Demokrat.

Das US-Sicherheitssystem hat nach Einschätzung des Weißen Hauses nach der Entdeckung der Pakete gut funktioniert. Die zuständigen Stellen in den USA und im Ausland hätten schnell reagiert und die Pakete entschärfen lassen, sagte Obamas Sicherheitsberater John Brennan.

Die Sicherheitsvorkehrungen in den USA wurden derweil verstärkt. Am Samstag wurde nach weiteren Paketen gesucht, die möglicherweise in die USA geschickt werden sollten. US-Heimatschutzministerin Janet Napolitano sagte dem Sender ABC, die Pakete deuteten auf die Al Qaida hin. Nach ihren Worten müssen Reisende damit rechnen, auf amerikanischen Flughäfen etwa mit Hilfe von Spürhunden strenger kontrolliert zu werden. Unklar ist nach ihren Worten, ob die Bomben noch an Bord der Flugzeuge oder an den Zielorten explodieren sollten.

Das in Dubai entdeckte Paket enthielt nach Angaben der örtlichen Polizei einen Computerdrucker, in dem die Chemikalie PETN versteckt war, die auch als Sprengstoff verwendet wird und schon bei einem vereitelten Anschlag auf ein Verkehrsflugzeug in den USA zu Weihnachten 2009 zum Einsatz kam.

Die Al-Qaida-Gruppe auf der Arabischen Halbinsel wird auch für diese Aktion verantwortlich gemacht. Die Gruppe gilt schon länger als der aggressivste Arm der Extremistenorganisation, die am 11. September 2001 die Anschläge in den USA verübt hatte.

Unterschiedliche Meinungen in Deutschland

Die Bundesregierung erklärte unterdessen, sie hätte keine Anhaltspunkte für ähnliche Terrorpläne auf Ziele in Deutschland. "Es liegen keine konkreten Hinweise auf Anschlagsplanungen gegen Deutschland vor", erklärte Innenminister Thomas de Maizière (CDU) am Samstag in Berlin.

"Die geschilderten Vorgänge fügen sich in die derzeitige Gefährdungslage für die Bundesrepublik Deutschland ein, auf die wir in den vergangenen Wochen mehrfach hingewiesen haben", fügte der CDU-Politiker an und versicherte: "Wir tun gemeinsam mit unseren Verbündeten und den Bundessicherheitsbehörden alles, was möglich ist für die Sicherheit der Bevölkerung." Die Sicherheitsmaßnahmen lägen "auf einem hohen und lageangepassten Niveau".

Zu Wachsamkeit rief allerdings Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg auf. Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) fordert die Bundesregierung dazu auf, die Bombenfunde in zwei UPS-Frachtmaschinen ernst zu nehmen. Diese Funden machten "sehr deutlich, dass die Gefahr von Terroranschlägen nach wie vor unverändert hoch ist", sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Bezirk Bundespolizei, Josef Scheuring, am Samstag in Hilden.

(RTR/das)
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