UN-Vollversammlung in New York Alle Augen auf Trump

New York · Im Wahlkampf ließ Donald Trump kein gutes Haar an den Vereinten Nationen. Am heutigen Dienstag redet er zum ersten Mal vor der Vollversammlung in New York. Das beschert ihm die volle Aufmerksamkeit.

 US-Präsident Trump bei einem Treffen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron - noch vor der UN-Vollversammlung in New York.

US-Präsident Trump bei einem Treffen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron - noch vor der UN-Vollversammlung in New York.

Foto: afp, bs

Eigentlich sind sie alte Bekannte, Donald Trump und die Vereinten Nationen. Es ist zwölf Jahre her, da buhlte der Baulöwe um den Auftrag, das in die Tage gekommene UN-Quartier am New Yorker East River zu renovieren, dem Versprechen nach billiger, schneller und besser als jeder Mitbewerber. Er ging leer aus, weshalb er sich später in abfälligen Tweets über den vermeintlich billigen Marmor erregte, der die Kulisse bildet, wenn Staats- und Regierungschefs oder auch nur Minister bei einer Generaldebatte ans Rednerpult treten.

Im Wahlkampf wetterte Trump gegen ein bürokratisches Monster. Am heutigen Dienstag, wenn er erstmals am East River redet, muss er sich um die Balance bemühen, um die Balance zwischen lockeren Sprüchen und anstrengender Realpolitik.

Einerseits ist Trump der Präsident des "America first". Der Populist, der seinen Anhängern versprach, mit harten Bandagen für eine Renaissance alter industrieller Größe zu kämpfen. Der Nationalist, der die Institutionen der Weltgemeinschaft infrage stellte, ein System, das 1945 maßgeblich von Amerikanern konzipiert wurde. Andererseits braucht er die Kanäle der Vereinten Nationen, gerade jetzt, da die provokanten Raketentests Nordkoreas nach einem Kraftakt kollektiver Diplomatie verlangen.

Eine Vielzahl militärischer Handlungsszenarien

Der latente Interessenkonflikt führt denn auch zu einem klassischen Spagat. Der America-first-Präsident fordert andere auf, mehr ins UN-Budget einzuzahlen, während er selber zum Rotstift greift. Nach dem Willen Washingtons soll vor allem bei den Blauhelm-Missionen in Krisengebieten gekürzt werden, bei einem 6,8-Milliarden-Dollar-Etat, den die USA aktuell zu 28 Prozent finanzieren. Zudem denkt man im State Department darüber nach, die Pflichtbeiträge für den UN-Haushalt in Zahlungen nach dem Freiwilligkeitsprinzip umzuwandeln, was mit Sicherheit reduzierte Zuwendungen zur Folge hätte. Um auch im Kleinen Sparsignale zu setzen, reist Außenminister Rex Tillerson mit einer Diplomaten-Delegation an, die allenfalls halb so groß ist wie in den vergangenen Jahren.

Der Krisenmanager Trump wiederum ist darauf angewiesen, dass China und Russland in der Krise um Nordkorea mitziehen, wenn verschärfte Sanktionen zur Debatte stehen. Zwar versucht seine UN-Botschafterin Nikki Haley, mit salopper Rhetorik den Eindruck zu erwecken, als sei diplomatische Kleinarbeit nur eine Variante von vielen. Zunächst versuche man es damit, sagte sie am Sonntag bei CNN, "und falls es nicht funktioniert, wird sich General Mattis der Sache annehmen". Gemeint war James Mattis, der Chef des Pentagons, der nach Haleys Worten über eine Vielzahl militärischer Handlungsszenarien verfüge.

Trump, der auf Kampagnenbühnen mal Alleingängen, mal einem Rückzug in den Isolationismus das Wort redete, muss am East River um Partner werben, will er als Krisenmanager auch nur den Hauch einer Erfolgschance haben.

(RP)
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