Geberkonferenz für Afghanistan UN-Generalsekretär fordert Zusammenarbeit mit den Taliban

Genf · Bei einer Geberkonferenz für Afghanistan haben die UN am Montag Spenden in Millionenhöhe eingeworben. Generalsekretär António Guterres hat die internationale Gemeinschaft dabei zur Zusammenarbeit mit den radikalislamischen Taliban aufgerufen.

 Antonio Guterres, UN-Generalsekretär, spricht bei einer Pressekonferenz während einer UN-Geberkonferenz für Afghanistan.

Antonio Guterres, UN-Generalsekretär, spricht bei einer Pressekonferenz während einer UN-Geberkonferenz für Afghanistan.

Foto: dpa/Salvatore Di Nolfi

Auf einer internationalen Afghanistan-Konferenz haben zahlreiche Staaten Hilfsgelder von insgesamt gut einer Milliarde Dollar (846 Millionen Euro) für die notleidende Bevölkerung zugesagt - und gleichzeitig Forderungen in punkto Menschenrechte an die herrschenden Taliban gestellt. Bei der ersten Geberkonferenz seit der Machtübernahme der militant-islamistischen Bewegung im August machten viele Staaten am Montag in Genf klar, dass sie ihre kurzfristige humanitäre Unterstützung zwar nicht an Bedingungen knüpfen. Die Zusammenarbeit mit dem Taliban-Regime werde aber von deren Umgang mit ausländischen Helfern, Frauen, Kindern und Minderheiten abhängen.

„Es ist nicht möglich, in Afghanistan humanitäre Hilfe zu leisten, ohne mit den De-facto-Behörden zusammenzuarbeiten“, sagte UN-Generalsekretär António Guterres am Rande einer UN-Geberkonferenz für das Krisenland am Montag in Genf. Kooperation mit den Taliban sei „zum jetzigen Zeitpunkt sehr wichtig“. Er hat die internationale Gemeinschaft bei der Konferenz zur Zusammenarbeit mit den Taliban aufgerufen.

Die Vereinten Nationen warnen seit längerem vor einer „humanitären Katastrophe“ am Hindukusch. Bereits vor der Machtübernahme der Taliban infolge des Abzugs der westlichen Truppen aus Afghanistan war das Land auf internationale Hilfe angewiesen. Viele Leistungen wurden angesichts der Rückkehr der Taliban an die Macht jedoch eingefroren.

Die UN-Hilfsprogramme sollen nun weiterlaufen und nach Möglichkeit aufgestockt werden. Guterres hatte deshalb die Geberkonferenz einberufen. Den akuten Bedarf bezifferte er auf 606 Millionen Dollar.

Deutschland steuerte nach Angaben von Außenminister Heiko Maas (SPD) 100 Millionen Euro bei und stellt weitere 500 Millionen Euro in Aussicht. Die Gesamtsumme von 600 Millionen Euro möglicher Hilfen für Afghanistan hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bereits beim Gipfeltreffen der G7-Staaten im August genannt.

Die westliche Staaten lehnen bisher die Zusammenarbeit mit der von den Taliban in Kabul vorgestellten Regierung oder deren offizielle Anerkennung ab. Deutliche Kritik kam auch aus dem Iran. Das vorgestellte Kabinett in Kabul repräsentiere nicht alle Afghanen, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Teheran am Montag.

Der Iran hatte während der ersten Herrschaft der Taliban ab 1996 ein schwieriges Verhältnis zu den Islamisten und erkannte die Regierung auch damals nicht an. Nachdem es in den vergangenen Monaten eine Annäherung zu geben schien, hatte Teheran die Taliban Anfang September für ihren Angriff Widerstandskämpfer im Pandschirtal scharf kritisiert.

(ala/AFP)
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