Zweite Chance für Ministerpräsidenten Ukrainischer Präsident Selenskyj lehnt Rücktritt seines Regierungschefs ab

Kiew · Nachdem ein Tonmitschnitt öffentlich geworden war, indem er sich abfällig über den ukrainischen Präsidenten äußerte, hatte Hontscharuk seinen Rücktritt eingereicht. Selenskyj möchte ihn nicht annehmen.

 Oleksij Hontscharuk bei einer Rede im ukrainischen Parlament im August 2019.

Oleksij Hontscharuk bei einer Rede im ukrainischen Parlament im August 2019.

Foto: dpa/-

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat das Rücktrittsgesuch seines Regierungschefs Oleksij Hontscharuk abgelehnt. Er wolle dem Ministerpräsidenten eine zweite Chance geben, sagte Selenskyj am Freitagabend bei einem Treffen der beiden Politiker laut einem vom Präsidialbüro veröffentlichten Video. Hontscharuk hatte zuvor seinen Rücktritt eingereicht, nachdem ein Tonmitschnitt mit abfälligen Bemerkungen des Regierungschefs über den Präsidenten bekannt geworden war.

„Ich habe entschieden, Ihnen und Ihrer Regierung eine zweite Chance zu geben“, sagte Selenskyj bei dem Treffen am Abend.

In dem zuvor bekannt gewordenen Mitschnitt betont Hontscharuk laut Medienberichten bei einem Treffen zwischen Ministern und Vertretern der Zentralbank die Notwendigkeit, Selenskyj wirtschaftliche Zusammenhänge mit sehr einfachen Worten zu erklären – der Präsident habe lediglich ein „primitives“ Verständnis von Wirtschaft. Tatsächlich ist Selenskyj ein Politik-Neuling, bis zu seinem überraschenden Wahlsieg im vergangenen Jahr war der 41-Jährige als Fernsehkomiker tätig.

Hontscharuk erklärte anschließend, die Gesprächsaufzeichnung erwecke „künstlich den Eindruck“, dass er und sein Team den Präsidenten nicht respektierten. Dies sei „nicht wahr“. Auf Facebook schrieb er aber, um jeden Zweifel an seinem Respekt gegenüber dem Präsidenten auszuräumen, habe er diesem sein Rücktrittsgesuch übermittelt.

Der 35-jährige Jurist Hontscharuk hatte sein Amt erst im August vergangenen Jahres angetreten. Er gilt als Vertreter liberaler Wirtschaftsreformen.

(c-st/AFP)
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