Krieg in der Ukraine Stimmen aus dem Krieg - Ukrainer berichten über ihre Erlebnisse

Explosionen in verschiedenen ukrainischen Städten, Tausende getötete Menschen, Vergewaltigungen und Millionen auf der Flucht. Dieser Krieg überzieht die Ukraine mit unfassbarem Leid und die Menschen sind dem tagtäglich ausgesetzt. Wir zeigen ihnen die Gesichter der Überlebenden und ihre Geschichten.

Das Haus von Tanja Shevchenko, das ihre Großeltern erbaut haben, wurde Ende März während der russischen Invasion in der Ukraine durch Bombenangriffe fast vollständig zerstört. In ihrem geliebten Blumenbeet in Irpin haben einige Rosen, Lilien, Pfingstrosen und Narzissen den Krieg überlebt. "Es ist ein neues Leben. Also habe ich versucht, meine Blumen zu retten“, erzählt sie während sie die wenigen Blumen im Garten ihres Hauses gießt.

Eine Frau, die nicht ihr Gesicht zeigen möchte, steht außerhalb eines Zeltes, nachdem sie und andere am 5. April 2022 in einem Flüchtlingszentrum für Binnenvertriebene im ukrainischen Saporischschja angekommen sind. Elena – ihr Vorname wurde geändert – ist bei ihrer Erzählung manchmal von Emotionen überwältigt: Wie AFP berichtet, wurde sie als Frau eines ukrainischen Soldaten, der seit zwei Jahren im Donbass in der Ostukraine gegen prorussische Separatisten kämpft, von zwei russischen Soldaten stundenlang vergewaltigt.

Ein am 24. April 2022 aufgenommenes Bild zeigt den 13-jährigen Alex, der während der russischen Invasion in der Ukraine mit seinen Eltern in einer großen Tiefgarage in Charkiw seit zwei Monaten ausharrt. Der Nachrichtenagentur AFP erzählte er seinen Alltag im Bombenhagel und das er vor allem seine Freunde und die Schule vermisst: „Die erste Woche war schrecklich. Danach haben wir uns daran gewöhnt. Ich vermisse meine Freunde, die Schule. Während der Woche gehe ich morgens nach Hause, um meine Hausaufgaben zu machen. Zum Mittagessen komme ich hierhin zurück und spiele Karten oder auf dem Handy, erzählt der Junge.

Ein Mann zeigt, wie russische Soldaten ihn mit vorgehaltener Waffe zwangen, sich auszuziehen, um zu beweisen, dass er keine Tätowierungen hat. Wie stern.de berichtet, erzählte ein Überlebender des Massakers in Butscha dem polnischen Sender Belsat TV, wie die russischen Soldaten Tätowierungen kontrollieren und nach "Nazis" gesucht haben. "Es wurden auch diejenigen erschossen, die das Wappen der Ukraine trugen", sagte der Überlebende.

Tania Boikiv spricht am 22. April 2022 mit AFP-Journalisten in Butscha, nordwestlich von Kiew. "Heute bin ich hierher gekommen, und ich komme bereits seit zwei Wochen hierher, um mir die Leichen anzusehen und meinen Mann zu finden", erzählt sie. Die 52-Jährige trägt Maske und ist mit Handschuhen ausgestattet, während sie sich Leichen anschaut in der Hoffnung, ihren Mann zu finden.

Der 15-jährige Yura Nechyporenko hält seinen blutverschmierten Kapuzenpullover in die Kamera, den er an dem Tag trug, als er und sein Vater im April 2022 eine Begegnung mit einem russischen Soldaten hatten. „Wir radelten bis hierher. Der russische Soldat kam um die Ecke des Gebäudes. Zuerst war die Mündung seiner Waffe auf den Boden gerichtet, aber dann hob er die Mündung, sodass sie direkt auf uns gerichtet war und sagte auf russsisch, wir sollen anhalten“, erzählt er. Wir Euronews berichtet, feuerte der Soldat zwei Schüsse ab und tötete Yuras Vater vor den Augen seines Kindes, Durch Yuras Ellbogen bohrte sich eine Kugel. Er überlebte die Begegnung. Yuras Mutter Alla bestand darauf, dass der Pullover nicht weggeworfen wird und fordert Gerechtigkeit.

Tatiana und Andriy Cheremushkin gehören zu den Bewohnern aus Torezk, die wegen des Krieges seit mehr als zwei Monaten keinen Zugang zu Frischwasser mehr hatten. (Foto vom 25.04.2022)

Olya Shlapak und ihr Ehemann Sasha Olexandre flohen aus ihrer Heimat in Charkiw und fanden am 3. April 2022 in Lemberg eine sichere Wohnung. Die Familie blieb zuvor sieben Tage lang obdachlos, als sie zusammen mit Hunderten anderen Bewohnern in einer U-Bahn Zuflucht suchten. Olya erinnert sich an die „größte Angst meines Lebens“, als sie ihre Tochter aufweckte, um ihr zu sagen, dass der Krieg begonnen hatte.

Veronika (r) und ihr Ehemann Viktor posieren am 7. April 2022 in der westukrainischen Stadt Lemberg für ein Foto, inmitten der russischen Militärinvasion in der Ukraine. Die 84-jährige pensionierte Lehrerin Veronika Andreyeva, ihr Ehemann Viktor Andreyev, 83, und ihre Tochter Alyona Andreyeva, 50, mussten ihre Heimat in Bachmut in der Ostukraine verlassen, um sich vor den russische Angriffen zu schützen. Vor einer Unterkunft für Vertriebene in der Westukraine erzählte die 84-Jährige, wie sie und ihre Familie mehr als 1.000 Kilometer reisen mussten, um an einen sicheren Ort zu gelangen.
Das ukrainische Ehepaar Igor Sherykhalin (29) und Katerina Ryzhkova (30) verbarrikadierten sich in ihrer Wohnung in der Maliovnichi-Straße und suchten eine Woche lang Schutz vor den Bombenanschlägen.
Melaniya Kovalenko, 90, umarmt vor ihrem Haus in Butscha am 18. April ein Kuscheltier, welches ihr von einer NGO als Spende geschenkt wurde und das sie ihrem Enkelkind weitergeben möchte. Kovalenko wurde während des Holodomor geboren (Bezeichnung für die Hungersnot in der Sowjetunion in den 1930er Jahren), erlebte als Teenager den Zweiten Weltkrieg und überlebte die russische Besetzung von Butscha. „Der Zweite Weltkrieg und dieser Krieg sind unterschiedlich: Der Zweite Weltkrieg war ein Krieg, dieser Krieg ist ein Völkermord am ukrainischen Volk“, sagte Kowalenko.

Neue Freunde: Irina adoptierte einen Hund, der wahrscheinlich von seinem Besitzer in Butscha ausgesetzt wurde. Der Kriegshund erhielt den Namen Biely, was „weiß“ bedeutet.

Ein Junge mit Diabetes sitzt auf einer Bank nach dem Abzug russischer Truppen aus Butscha. Der Diabetiker wurde von russischen Soldaten mit Waffen bedroht, als er während der Invasion nach Insulin suchte. Menschen, die mehrere Wochen lang die russische Besatzung überlebt haben, versuchen nun ein neues Leben zu beginnen.

Rettung in letzter Minute: Als sich Dr. Marta Kopan im April 2022 daran erinnert, wie sie mit ihrem Ehemann Dr. Maxim Motsya und ihrem dreijährigen Sohn Makar aus ihrem Haus in Kiew in eine Wohnung nach Lwiw floh, die ihnen von einem Cousin zur Verfügung gestellt wurde, fängt sie von ihren Gefühlen überwältigt an zu weinen. Marta ist in der 38. Woche schwanger. Der Ort in Kiew, an dem sie entbinden wollte, wurde bombardiert. Die Unterlagen für die Geburt wurden, wie fast alles andere auch, zurückgelassen.

Alexandra Kusminova streichelt ihre Katze namens Mouse, während sie auf einem Bett in einem Restaurant sitzt, das als Notunterkunft umfunktioniert wurde. „Wir beten jeden Tag, dass alles gut wird, so viele Menschen und Kinder sind gestorben. „Wofür? Warum dieser Krieg?“, fragt die 61-Jährige, die mit ihrer Tochter und Enkelin ihre Heimat Avdiivka verlassen musste.

Evgueni Tichtchenko, seine Ehefrau Tetiana Komissarova (2. v.l.) und ihre Kinder Ivan (l), Ioulia (3. v.l.), Anna (2.v.r) und Sashko (r) posieren am 22. April 2022 am Bahnhof in der südlichen Stadt Zaporijjiaam, bevor sie in den Zug nach Lemberg fahren, um in Sicherheit gebracht zu werden. Nach fast zwei Monaten russischen Bombenhagel in Mariupol beschloss die Familie Tichtchenko-Komissarova, die gefährliche Reise zu unternehmen und mit ihren vier Kindern zu Fuß aus der zerstörten Stadt zu fliehen.

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