Weiter Gefechte in der Ostukraine Vitali Klitschko fordert Waffen vom Westen für sein Land

Donezk/Kiew · Während der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, Waffenlieferungen für sein Land fordert, haben sich trotz der vereinbarten Waffenruhe das ukrainische Militär und die prorussischen Separatisten in der Ostukraine erneut stark unter Feuer genommen.

Ukraine: Vitali Klitschko fordert Waffen vom Westen
Foto: dpa, gam soe

Im Konfliktgebiet habe es innerhalb von 24 Stunden rund 50 Verstöße gegen die Kampfpause gegeben, teilte die Militärführung in Kiew am Freitag mit. Auch die Aufständischen warfen den Regierungstruppen Dutzende Angriffe vor.

Beobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) bestätigten, dass sie am Donnerstag mehrfache Artilleriesalven in der Separatistenhochburg Donezk gehört hätten. Bei Beschuss sei eine Frau getötet worden, teilte der Stadtrat mit.

Nach dem Rückzug der ukrainischen Soldaten aus dem Verkehrsknotenpunkt Debalzewo kündigten die Separatisten an, sie seien zu einem Gefangenenaustausch in den kommenden Tagen bereit.

Zur Versorgung der notleidenden Menschen unter anderem in Debalzewo schickte Russland erneut einen seiner umstrittenen Konvois mit Hilfsgütern ins Konfliktgebiet. Nach Angaben des Zivilschutzes überquerten 30 Lastwagen mit insgesamt rund 200 Tonnen Hilfsmitteln die Grenze. Frühere Lastwagenkolonnen waren deutlich größer. Die Ukraine kritisiert die Lieferungen als Verletzung ihrer Souveränität und befürchtet, dass Russland den Separatisten Waffen liefern könnte.

Klitschko fordert Waffen vom Westen

Angesichts der brüchigen Waffenruhe in der Ukraine hat der Bürgermeister der Hauptstadt Kiew, Vitali Klitschko, schärfere Sanktionen des Westens gegen Russland und Waffenlieferungen an sein Land gefordert. Die Ukraine brauche "eine Antwort auf die andauernde russische Aggression - noch viel schärfere Sanktionen und die Lieferung von Defensivwaffen", schrieb Klitschko in einem Gastbeitrag für die "Bild"-Zeitung. Ziel sei, dass Russlands Staatschef Wladimit Putin "klar erkennt, er kann so nicht weitermachen".

Zum ersten Jahrestag der heftigen Straßenkämpfe auf dem Kiewer Unabhängigkeitsplatz, bei denen mehr als hundert Menschen getötet worden waren, schrieb Klitschko: "Der heutige Jahrestag des Maidan sollte auch Europa an die Verantwortung für die Ukraine erinnern." Der 20. Februar 2014 sei der "tragischste Tag der Maidan-Proteste und gleichzeitig die Befreiung von einem Diktator", erklärte er mit Blick auf den gestürzten Staatschef Viktor Janukowitsch. Er "trauere um die vielen Opfer", sei "aber gleichzeitig stolz" auf den Volksaufstand.

Am Freitag will Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Paris mit dem französischen Präsidenten François Hollande über die Ukraine-Krise beraten. Beide hatten mit Putin und dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko die Minsker Vereinbarung vom 12. Februar ausgehandelt, die konkrete Maßnahmen für ein Ende des Konflikts in der Ostukraine vorsieht.

Dazu zählt neben einer Waffenruhe unter anderem auch der Abzug schwerer Waffen. Die seit Sonntag geltende Waffenruhe wurde bereits mehrmals gebrochen, die Rebellen brachten seitdem die Stadt Debalzewe vollständig unter ihre Kontrolle. Berlin und Paris lehnen Waffenlieferungen an die Ukraine bislang ab, die USA erwägen einen solchen Schritt allerdings.

(dpa)
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