Ukraine-Krise Russland stockt Truppen und Ausrüstung laut Pentagon-Chef weiter auf

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat Russland eine weitere Aufstockung von Truppen und Ausrüstung an der Grenze zur Ukraine vorgeworfen. Russland hat am Donnerstag den stellvertretenden Leiter der US-Botschaft in Moskau ausgewiesen.

 Ein ukrainischer Soldat (Symbolfoto).

Ein ukrainischer Soldat (Symbolfoto).

Foto: dpa/Vadim Ghirda

Der US-amerikaische Verteidigungsminister Lloyd Austin sagte am Donnerstag nach Beratungen der Verteidigungsminister der Nato-Bündnisstaaten in Brüssel: Die Russen beteuerten zwar, dass sie einige ihrer Kräfte abzögen, nachdem Übungen abgeschlossen seien, „aber wir sehen das nicht – ganz im Gegenteil“. Der Pentagon-Chef erklärte: „Wir sehen, dass sie die mehr als 150.000 Soldaten, die sie bereits entlang der Grenze stationiert haben, aufstocken. Sogar in den vergangenen paar Tagen.“

Austin beklagte weiter: „Wir sehen, dass einige dieser Truppen näher an die Grenze heranrücken. Wir sehen, dass sie mehr Kampf- und Unterstützungsflugzeuge einfliegen.“ Moskau verstärke auch seine militärische Bereitschaft im Schwarzen Meer. „Wir sehen sogar, dass sie ihre Vorräte an Blutkonserven aufstocken.“ Der Minister betonte: „Man tut solche Dinge nicht ohne Grund. Und schon gar nicht, wenn man dabei ist, seine Sachen zu packen und nach Hause zu gehen.“

Entgegen erheblicher Zweifel von USA und Nato bekräftigte Russland den Teilabzug seiner Truppen. Nach dem Abschluss von Manövern seien Panzer des Wehrbezirks West zum Abtransport bereit gemacht worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Donnerstag mit. Dazu veröffentlichte es ein Foto, dass die Kampffahrzeuge zeigen soll. Die US-Regierung hatte den von Moskau angekündigten Teilabzug zuvor bereits als Falschinformation eingestuft.

Austin betonte, es gebe weiter die Möglichkeit für eine diplomatische Lösung der Krise. Eine Eskalation könne noch abgewendet werden. „Der Weg der Diplomatie mag schwierig sein, aber er ist es wert, beschritten zu werden.“

Russland hat am Donnerstag den stellvertretenden Leiter der US-Botschaft in Moskau ausgewiesen. Die Ausweisung des Diplomaten Bart Gorman sei "ohne Grund" erfolgt und stelle einen "Schritt der Eskalation" dar, erklärte das Außenministerium in Washington am Donnerstag. „Wir prüfen unsere Antwort.“

Die Nato beobachtet derweil mit Beunruhigung Berichte über angebliche Angriffe gegen prorussische Separatisten in der Ostukraine. „Wir sind besorgt darüber, dass Russland versucht, einen Vorwand für einen bewaffneten Angriff auf die Ukraine zu inszenieren“, sagte Generalsekretär Jens Stoltenberg am Donnerstag nach Beratungen der Verteidigungsminister der Bündnisstaaten in Brüssel.

Man wisse nicht, was passiere, aber der russische Truppenaufmarsch im Grenzgebiet zur Ukraine sei der größte in Europa seit Jahrzehnten. Zugleich wisse man auch, dass es in der Ukraine viele russische Geheimdienstler gebe, die auch im Donbass aktiv seien. Und man habe Versuche gesehen, mit „Operationen unter falscher Flagge“ einen Vorwand für eine Invasion der Ukraine zu schaffe.

Ostukrainischen Separatisten hatten ukrainische Regierungstruppen zuvor Verstöße gegen den geltenden Waffenstillstand vorgeworfen. Die Luhansker Rebellen teilten am Donnerstag mit, vor allem in den Morgenstunden seien an mehreren Orten im Luhansker Gebiet Dutzende Mörsergranaten abgefeuert worden. Auch im Donezker Gebiet seien Stellungen der Aufständischen beschossen worden. Die Rebellen hätten das Feuer erwidert. Regierungsangaben zufolge sollen wiederum die Separatisten im Laufe des Tages mehr als 30 Mal gegen die Waffenruhe verstoßen haben.

(mba/dpa)
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