Friedensgespräche in der Türkei Russen und Ukrainer verhandeln wieder in Istanbul

Istanbul · Zu Beginn der neuen Gespräche zwischen Russland und der Ukraine in Istanbul hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan eine Waffenruhe gefordert. „Die ganze Welt wartet auf die guten Nachrichten“, sagte das türkische Staatsoberhaupt.

 Recep Tayyip Erdogan bei der Eröffnung der Verhandlungsrunde.

Recep Tayyip Erdogan bei der Eröffnung der Verhandlungsrunde.

Foto: AFP/STR

Fortschritte bei den Gesprächen könnten den Weg für ein Treffen zwischen den Präsidenten beider Ländern ebnen, sagte Erdogan am Dienstag zu Beginn des Treffens in einem Regierungsgebäude neben dem Dolmanbahce-Palast aus der Zeit der Osmanen. Die Gespräche sind auf zwei Tage angelegt.

„Wir glauben, dass es bei einem gerechten Frieden keine Verlierer geben wird“, sagte Erdogan. Eine Verlängerung des Konflikts liege im Interesse von niemandem. „Als Mitglieder der Delegationen haben Sie eine historische Verantwortung übernommen. Die ganze Welt wartet auf die guten Nachrichten, die von Ihnen kommen werden“, erklärte Erdogan.

Der russische Milliardär Roman Abramowitsch nimmt Insidern zufolge an den Verhandlungen in Istanbul teil. Er sei dabei, teilten drei mit der Sache vertraute Personen mit. Das russische Präsidialamt hatte zuvor erklärt, Abramowitsch habe anfangs eine Rolle bei den Gesprächen gespielt, aber der Prozess liege nun in den Händen der Verhandlungsdelegationen. Der Geschäftsmann gehört zu den russischen Oligarchen, die vom Westen wegen ihrer Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin mit Sanktionen belegt wurden. Am Montag hatte das "Wall Street Journal" berichtet, Abramowitsch und ukrainische Unterhändler hätten nach Vermittlungsgesprächen in Kiew Anfang des Monats an mutmaßlichen Vergiftungssymptomen gelitten. Vertreter der US-Regierung und der Ukraine äußern aber Zweifel daran. Die Ukraine hatte Abramowitsch zu Beginn der russischen Invasion um Vermittlungshilfe gebeten.

Frühere Gesprächsrunden beider Seiten, etwa von Angesicht zu Angesicht in Belarus oder per Videoschalte, brachten keine Fortschritte zur Beendigung des seit viereinhalb Wochen andauernden Kriegs. Dabei wurden bislang Tausende Menschen getötet und mehr als zehn Millionen Ukrainer aus ihrem Zuhause vertrieben, darunter knapp vier Millionen, die außer Landes flüchteten.

Vor den Gesprächen hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärt, sein Land sei - wie von Moskau gefordert - zu einem neutralen Status bereit. Auch zum Donbass, der umstrittenen Region im Osten des Landes, sei ein Kompromiss möglich. Doch könne nur ein persönliches Treffen zwischen ihm und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin den Krieg beenden, sagte Selenskyj in einem Interview unabhängiger russischer Medien.

(felt/dpa)
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