Krieg in Osteuropa Mehr als eine Million Menschen bereits aus der Ukraine geflohen

Kiew · Der Krieg in der Ukraine hat eine Fluchtbewegung ausgelöst, wie es sie in diesem Ausmaß und dieser Geschwindigkeit wohl seit Jahrzehnten nicht gegeben hat. Und es kommen stetig mehr.

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Erste Flüchtlinge erreichen Deutschland

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Foto: dpa/Boris Roessler

Der Krieg in der Ukraine hat innerhalb von einer Woche mehr als eine Million Menschen zu Flüchtlingen gemacht. Das seien mehr als zwei Prozent der ukrainischen Bevölkerung, teilte das UN-Flüchtlingshilfswerk am Donnerstag mit. Die russischen Truppen setzten auch in der Nacht ihre Angriffe fort, vor allem auf die zweitgrößte ukrainische Stadt Charkiw. Mariupol im Süden war eingekreist und auch um die Stadt Cherson wurde trotz widersprüchlicher Informationen offenbar noch gekämpft.

In Charkiw drängte sich nach tagelangem Beschuss durch russische Artillerie und Bomben wieder eine große Menschenmenge am Bahnhof. Alle wollten in Züge gelangen, oft ohne zu wissen, wo diese überhaupt hinfahren würden. In Kiew konnten Reporter der Nachrichtenagentur AP mindestens eine Explosion hören. Im Internet zirkulierten Videos von russischen Angriffen auf die Hauptstadt. Das russische Verteidigungsministerium erklärte, ein Rundfunkgebäude im Viertel Lysa Hora südlich des Zentrums sei mit Präzisionswaffen getroffen worden. Opfer habe es keine gegeben.

Zehntausende flüchten nach Rumänien
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Zehntausende flüchten nach Rumänien

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Foto: dpa/Andreea Alexandru

Das britische Verteidigungsministerium teilte am Donnerstag mit, dass gleichzeitig der riesige russische Militärkonvoi außerhalb der Stadt in den vergangenen Tagen nicht wirklich vorangekommen sei. Gründe seien der erbitterte Widerstand der Ukrainer, mechanische Probleme und die Tatsache, dass sich die russischen Fahrzeuge gegenseitig blockierten. Der ukrainische Generalstab erklärte, die russischen Truppen außerhalb Kiews würden sich neu formieren und versuchten, den nördlichen Stadtrand zu erreichen.

Trotz schweren russischen Beschusses seien die Städte Charkiw, Tschernihiw und Mariupol weiter in ukrainischer Hand, berichtete das britische Verteidigungsministerium auf Grundlage von Geheimdienstinformationen. Mariupol sei aber eingekreist. Das ukrainische Militär teilte mit, die Russen hätten ihr Ziel nicht erreicht, die große Hafenstadt einzunehmen. Unklar war nach wie vor die Lage in Cherson am Schwarzen Meer. Nach Darstellung Moskaus war sie in russischer Hand. Es wäre damit die größte Stadt, die russische Truppen seit Beginn des Krieges erobert haben. Der Bürgermeister von Cherson, Igor Kolychaew, sagte, dass russische Soldaten in der Stadt seien und bis ans Gebäude der Stadtverwaltung vorgedrungen seien. Aus dem Pentagon verlautete, um die 280 000-Einwohner-Stadt werde nach wie vor gekämpft.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj rief seine Landsleute auf, weiter Widerstand zu leisten. „Wir sind ein Volk, das innerhalb einer Woche die Pläne des Feindes zerstört hat“, sagte er. „Sie werden hier keine Ruhe haben.“ Mit Blick auf die russischen Soldaten sagte Selenskyj: „Das sind keine Krieger einer Supermacht. Das sind verwirrte Kinder, die benutzt worden sind.“

Fotos: Ukraine-Krieg - Menschen flüchten aus dem Land
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Menschen flüchten aus der Ukraine

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Foto: AP/Emilio Morenatti

Nach russischer Darstellung kamen in der ersten Kriegswoche rund 500 eigene Soldaten ums Leben, der ukrainische Generalstab sprach von 9000 russischen Opfern, ohne allerdings aufzuschlüsseln, ob damit vielleicht auch Verletzte gemeint waren. Die russischen Verwundeten wurden teils nach Belarus gebracht. Ein Arzt des Krankenhauses in der belarussischen Region Gomel erklärte, seit Montag seien verletzte Soldaten eingetroffen. „Ich hoffe sie sperren mich nicht ein, weil ich das mitgeteilt habe.“

(zim/dpa)
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