Rede von Joe Biden in Warschau Das Missverständnis, das keines war

Warschau · US-Präsident Joe Biden ruft in einer programmatischen Rede in Polen indirekt zum Regimewechsel in Russland auf. Das Weiße Haus beschwichtigt – aber die Botschaft ist in der Welt.

 US-Präsident Joe Biden in Warschau.

US-Präsident Joe Biden in Warschau.

Foto: AP/Evan Vucci

Die Latte liegt hoch, als Joe Biden den Hof des Warschauer Königsschlosses betritt. Eine Rede im Stil John F. Kennedys und Ronald Reagans werde der US-Präsident halten, hat das Weiße Haus angekündigt. Zu erwarten ist also mindestens ein zentraler Satz vom Rang eines „Ich bin ein Berliner“ oder „Mister Gorbatschow, reißen Sie diese Mauer nieder!“ Und auch die Stoßrichtung ist klar: Warschau ist das neue Berlin, lautet die Devise. Frontstadt in einem „Krieg gegen das Reich des Bösen“. Was einst die Sowjetunion war, ist heute das Russland des Präsidenten Wladimir Putin. Passend zum finsteren Szenario schlagen kurz vor Beginn der Rede mehrere russische Raketen im westukrainischen Lwiw ein, 60 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt. Ein Treibstofflager geht in Flammen auf. Kein Zweifel: Polen ist Frontstaat in diesem Krieg.