Ukraine-Krieg Ranga Yogeshwar sieht nach Brand in Atomkraftwerk keinen Grund für „Hysterie“

Der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar hält Sorgen vor einer atomaren Gefahr auch in Deutschland nach dem Feuer in einem ukrainischen Atomkraftwerk für nicht begründet.

 Ein helles, aufflackerndes Objekt landet am 4. März 2022 auf dem Gelände des Kernkraftwerks Saporischschja in der Ukraine.

Ein helles, aufflackerndes Objekt landet am 4. März 2022 auf dem Gelände des Kernkraftwerks Saporischschja in der Ukraine.

Foto: dpa/Uncredited

Zwar lösten die Vorgänge am AKW nahe der Großstadt Saporischschja auch in der deutschen Bevölkerung Furcht vor einer Katastrophe wie in Tschernobyl 1986 aus, sagte der Wissenschaftsautor am Samstag im „Morgenecho“ auf WDR 5. Dem russischen Militär gehe es aber nicht um Zerstörung, womit Russland sich selber schaden würde, sondern um die Übernahme des größten AKW in Europa. Ein autonomes System zur Messung der Strahlung – „das kann man auch hier abrufen“ – zeige normale Werte.

Das Kraftwerk laufe über einen von vier Blöcken weiter. Es bestehe kein Grund für „Hysterie“, sagte Yogeshwar. Nach der Einnahme des AKW durch russische Truppen war in der Nacht zu Freitag auf dem Gelände ein Feuer ausgebrochen. Beide Konfliktparteien und internationale Experten hatten versichert, bei dem bald darauf gelöschten Brand sei keine Radioaktivität ausgetreten. Dennoch schürt der Vorfall Furcht vor einer atomaren Katastrophe infolge des russischen Angriffskriegs. Das AKW liegt rund 1600 Kilometer Luftlinie von Berlin entfernt.

Yogeshwar sagte, das AKW sei moderner und sicherer als der Meiler in Tschernobyl. Problematisch sei, dass die Ukraine mehr als die Hälfte seines Stroms aus der Kernenergie decke und zugleich „als Insel“ nicht eingebunden sei in andere Netze, etwa zum Nachbarn Belarus. Bei der Stromversorgung könne es zu einer kritischen Lage kommen.

Russische Streitkräfte haben nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zwei Atomkraftwerke in der Ukraine unter ihre Kontrolle gebracht und marschieren auf ein drittes zu. Bedroht sei derzeit das Atomkraftwerk Juschnoukrajinsk, etwa 120 Kilometer nördlich von Mykolajiw, sagte Selenskyj am Samstag in einer Videokonferenz mit US-Senatoren und Abgeordneten. Mykolajiw ist eine von mehreren Städten, die die russischen Streitkräfte einzukesseln versuchten. Die Ukraine verfügt über vier Atomkraftwerke mit insgesamt 15 Reaktoren.

Selenskyj forderte in der Telefonkonferenz Sanktionen gegen die russische Energiebranche, wie der republikanische Senator Lindsey Graham mitteilte. Die USA müssten Strafmaßnahmen gegen den russischen Öl- und Gassektor verhängen, sagte der Präsident und unterstützte auch die Idee eines Verbots russischer Ölimporte in die USA. „Alles, was der russischen Wirtschaft schaden könnte, hilft dem ukrainischen Volk und kann diesen Krieg für den russischen Präsidenten Wladimir Putin schwieriger machen“, sagte Graham in einem Video.

(mba/dpa)
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