Krise in der Ost-Ukraine Kiew: Armee hat Lugansk fast komplett zurückerobert

Kiew · Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben die bisher von prorussischen Separatisten gehaltene Stadt Lugansk im Osten des Landes großenteils zurückerobert.

Ukraine: So sehen die pro-russischen Kämpfer aus
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Die Truppen kontrollierten nun "bedeutende Teile" der Stadt, sagte Andrej Lyssenko, der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, am Mittwoch. Vorangegangen waren tagelange Straßenkämpfe. Um die zweite, noch größere Rebellenhochburg Donezk kämpfen Separatisten und Militär weiter.

Im Zuge der Gefechte um Lugansk sind die Bewohner seit fast drei Wochen ohne Strom, fließend Wasser und funktionierende Telefonleitungen. Russland schickte einen großen Hilfskonvoi, doch die Regierung in Kiew hat die Einreise wegen Sicherheitsbedenken noch nicht genehmigt. Sie befürchtet weiter, dass die Rebellen damit Nachschub bekommen sollen. Die Route von der russischen Grenze bis nach Lugansk führt durch von Rebellen kontrolliertes Gebiet.

Unterdessen ist das Zentrum der ostukrainischen Großstadt Donezk am Mittwoch erneut unter Mörderbeschuss geraten. In der Nähe des Fußballstadions Schachtar Donezk schlugen mehrere Geschosse ein, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Dabei wurden beträchtliche Schäden angerichtet, mindestens ein Mensch wurde verletzt. Unklar war zunächst, wer für die Schüsse verantwortlich war. Die Separatistenhochburg Donezk ist seit Wochen heftig umkämpft.

In der Region waren bei Gefechten zwischen Aufständischen und Soldaten binnen 24 Stunden 34 Zivilisten getötet worden, wie die Behörden am Mittwoch mitteilten. Zuvor hatten die Behörden mitgeteilt, dass beim Beschuss der Donezker Viertel Petrowski und Kiewski zudem neun Zivilisten getötet worden seien. Die ukrainische Armee teilte mit, im gesamten Kampfgebiet seien binnen 24 Stunden neun Regierungssoldaten getötet und 22 weitere verletzt worden seien.

Nahe der ebenfalls umkämpften Stadt Lugansk wurde am Mittwoch nach Armeeangaben ein ukrainisches Militärflugzeug abgeschossen. Das Schicksal des Piloten war zunächst unklar. In dem Konflikt wurden bereits mehrfach Kampfjets der ukrainischen Armee abgeschossen. Im Juli war zudem im Osten des Landes eine Passagiermaschine der Malaysia Airlines mutmaßlich von Separatisten abgeschossen worden. An Bord waren knapp 300 Menschen.

Laut dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR sind mittlerweile mindestens 415.800 Menschen im Osten der Ukraine vor den Kämpfen geflohen. Rund 190.000 Menschen gelten demnach innerhalb der Ukraine als Vertriebene, mehr als 197.000 flüchteten nach Russland. Weitere rund 14.000 Menschen gingen den Angaben zufolge nach Polen und beinahe ebenso viele nach Weißrussland.

(ap/AFP)
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