Präsidentschaftswahl in Ägypten Über 90 Prozent stimmen für Al-Sisi

Kairo · Bei der Präsidentschaftswahl in Ägypten steuert der frühere Militärchef Abdel Fattah al-Sisi erwartungsgemäß auf einen haushohen Sieg zu. Wie das Nachrichtenportal "Al-Ahram" am frühen Donnerstagmorgen berichtete, erreichte al-Sisi weit über 90 Prozent Zustimmung. Das offizielle Endergebnis soll kommende Woche veröffentlicht werden.

 Die Anhänger des Ex-Militärchefs Abdel Fattah al-Sisi feiern den Sieg ihres Idols.

Die Anhänger des Ex-Militärchefs Abdel Fattah al-Sisi feiern den Sieg ihres Idols.

Foto: dpa, kef ms

Um das höchste Staatsamt hatte sich neben al-Sisi nur der als chancenlos geltende Linkspolitiker Hamdien Sabahi beworben. Auf dem zentralen Tharir-Platz in Kairo versammelten sich am Abend jubelnde Anhänger des Wahlsiegers. Die Muslimbrüder, deren Präsident Mohammed Mursi vom Militär 2013 gestürzt worden war, hatten zum Wahlboykott aufgerufen.

 Militärchef Abdel Fattah al-Sisi.

Militärchef Abdel Fattah al-Sisi.

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Wahlberechtigt waren etwa 53,9 Millionen Bürger. Wie "Al-Ahram" in der Nacht unter Berufung auf die Wahlkommission berichtete, stimmten etwa 25 Millionen Ägypter ab.

Die Muslimbrüder, deren Präsident Mohammed Mursi vom Militär 2013 gestürzt worden war, hatten zum Wahlboykott aufgerufen. Seit Mursis Sturz wurden mehrere Gerichtsverfahren gegen ihn eröffnet. Menschenrechtsorganisationen und westliche Regierungen hatten die neue ägyptische Führung in den vergangenen Monaten mehrfach aufgefordert, ihre Welle der Verhaftungen von Mitgliedern der Muslimbruderschaft zu beenden.

Seit der gewaltsamen Räumung der Protestlager der Bruderschaft im Sommer 2013 in Kairo mit mehr als 600 Toten wurde das Demonstrationsrecht eingeschränkt. Außer den Muslimbrüdern landeten auch mehrere Dutzend linke Aktivisten und Blogger in Haft sowie Journalisten des Fernsehsenders Al-Dschasira.

Auch am Mittwoch - dem dritten Tag der Präsidentschaftswahl - war der Andrang auf die Wahllokale eher mäßig. Die Wahlkommission hatte am Vorabend entschieden, den ursprünglich für zwei Tage geplanten Urnengang um einen Tag zu verlängern. Angeblich soll die große Hitze am Dienstag viele Wähler abgeschreckt haben.

Lokale Radiosender hatten am Dienstagabend gemeldet, wer sich nicht an der Wahl beteilige, müsse eine Geldstrafe in Höhe von 500 ägyptischen Pfund (51 Euro) bezahlen. Solche Drohungen hatten allerdings auch bei früheren Wahlen kaum Wirkung gezeigt, da das Geld in der Regel nicht eingetrieben wird.

Die Website der Zeitung "Al-Shorouk" berichtete, die Wahlkampfteams der beiden einzigen Kandidaten hätten bei der Wahlkommission vergeblich Einspruch gegen die Verlängerung eingelegt. Aus Protest gegen die Entscheidung erschienen die Vertreter des Linkskandidaten Sabahi am Mittwoch nicht als Beobachter in den Wahllokalen. Sein Team erklärte außerdem, an den ersten beiden Tagen seien zahlreiche Beobachter bei ihrer Arbeit in den Wahllokalen behindert worden.

Die Muslimbrüder fühlten sich durch die schwache Beteiligung in ihrer Ansicht bestätigt, dass die Mehrheit der Ägypter den "Putsch" der Militärführung vom Juli 2013 ablehne. Allerdings führten etliche Nichtwähler auch andere Gründe an. Einige sagten, der Sieg von Al-Sisi stehe ohnehin fest. Andere erklärten, keiner der beiden Kandidaten habe sie überzeugt.

(dpa)
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