Fall Tyre Nichols Fünf US-Polizisten nach tödlicher Verkehrskontrolle angeklagt
Washington · Nach dem brutalen Tod des Schwarzen Tyre Nichols nach einer Verkehrskontrolle werden fünf inzwischen aus dem Dienst entlassene Polizisten wegen Mordes angeklagt. Nun soll ein Video der Tat veröffentlicht werden.
Der Tod eines schwarzen Mannes nach einer Verkehrskontrolle im US-Bundesstaat Tennessee hat juristische Konsequenzen für die fünf Ex-Polizisten. Sie wurden am Donnerstag unter anderem wegen Mord zweiten Grades, schwerer Körperverletzung und Kidnapping angeklagt, wie der zuständige Bezirksstaatsanwalt Steve Mulroy bei einer Pressekonferenz mitteilte.
Die Beamte werden verdächtigt, den 29-jährigen Tyre Nichols vor knapp drei Wochen bei einer Verkehrskontrolle zu Tode geprügelt zu haben. Mord zweiten Grades ist im Bundesstaat Tennessee, in dem Memphis liegt, eine Zwischenstufe zwischen Mord und Totschlag. Kidnapping bezieht sich in diesem Fall auf das illegale Festhalten eines Menschen.
Nichols war am 7. Januar in Memphis von der Polizei wegen seines rücksichtslosen Fahrstils angehalten worden. Einem Anwalt der Familie zufolge wurde er mehrere Minuten lang von den Einsatzkräften zusammengeschlagen und starb schließlich später im Krankenhaus. Ein Autopsiebericht ergab, dass der 29-Jährige starke Blutungen durch heftige Schläge erlitt.
Das Videomaterial der Tat, das der Familie des Opfers bereits gezeigt wurde, soll am Freitagabend (Ortszeit) veröffentlicht werden. Der Chef der Kriminalpolizei von Tennessee, David Rauch, sagte, er sei bestürzt, schockiert und angeekelt von dem, was er auf dem Video gesehen habe. Die Tat sei „absolut entsetzlich“, erklärte Rauch.
Die Behörden befürchten, dass die Veröffentlichung des Videos zu gewaltsamen Protesten führen könnte. Angesichts dessen rief US-Präsident Joe Biden am Donnerstag zur Ruhe auf und erklärte: „Während Amerika trauert, das Justizministerium seine Ermittlungen führt und die staatlichen Behörden ihre Arbeit fortsetzen, schließe ich mich dem Aufruf von Tyres Familie an, dass die Proteste friedlich sein müssen.“
Die Polizei hatte die fünf ebenfalls schwarzen Beamten wegen des Vorfalls am Mittwoch entlassen. Sie hätten übermäßige Gewalt angewendet, seien nicht eingeschritten und hätten keine Hilfe geleistet, hieß es. Die Anwälte der Familie des Opfers prangerten das rassistische Vorgehen der US-Polizei gegen Schwarze im Land an.
In den USA kommt es immer wieder zu tödlicher Gewalt durch die Polizei. Schwarze Menschen sind davon überproportional häufig betroffen. In der Vergangenheit haben derartige Übergriffe immer wieder heftige Proteste im ganzen Land ausgelöst.