Streit geht weiter Twitter deaktiviert Floyd-Video von Donald Trump

Bangalore/London · Nächste Eskalationsstufe im Streit zwischen Twitter und US-Präsident Donald Trump: Der Kurznachrichtendienst hat Trumps Video zum Gedenken an den Tod des Afroamerikaners George Floyd deaktiviert. Twitter begründete den Schritt mit Urheberrechtsbeschwerden.

 US-Präsident Donald Trump im Oval Office (Archiv).

US-Präsident Donald Trump im Oval Office (Archiv).

Foto: dpa/Evan Vucci

Das Video besteht aus Fotos und Videosequenzen von Protestmärschen und Gewaltszenen – unterlegt mit Worten von Trump. Der Tod des 46-Jährigen, der starb, nachdem einer der Polizisten ihn minutenlang zu Boden gedrückt hatte, löste in zahlreichen Städten in den USA und in anderen Ländern Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt aus. Teilweise kam es dabei zu Ausschreitungen.

Das fast vierminütige Video war von Mitarbeitern des US-Präsidenten bei der Videoplattform Youtube hochgeladen worden und am 3. Juni bei Twitter. Bei der Google-Tochter Youtube kann es weiterhin abgerufen werden. Der weltgrößte Suchmaschinenanbieter war zunächst nicht für eine Stellungnahme erreichbar.

Es ist nicht das erste Mal, dass Twitter aktiv wird und Tweets von Trump im Nachgang mit Hinweisen versieht. Twitter schließt auch generell nicht aus, das offizielle Konto von US-Präsident Donald Trump zu sperren, sollte dieser weiterhin aufwiegelnde Botschaften veröffentlichen. „Jeder Twitter-Account ist an die Twitter-Regeln gebunden“, sagte der Strategie-Chef des US-Unternehmens, Nick Pickles, am Donnerstag bei einer Anhörung im britischen Parlament auf die Frage, ob der Dienst Trumps Konto notfalls auch abschalten würde.

Twitter hatte seine Nutzer vergangene Woche erstmals vor einem Beitrag Trumps gewarnt und diesen als „gewaltverherrlichend“ gekennzeichnet. In dem Tweet hatte Trump mit Verweis auf die Anti-Rassismus-Proteste nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd gedroht: „Wenn das Plündern beginnt, beginnt das Schießen.“

In der Folge kam es zum Streit zwischen Twitter und Trump, dem in dem Online-Dienst mehr als 81 Millionen Nutzer folgen. Trump unterzeichnete seither eine umstrittene Verordnung, durch die Online-Netzwerke wie Twitter und Facebook stärker reguliert werden sollen.

Pickels verteidigte die Kennzeichnung des Trump-Beitrags am Donnerstag und erklärte, dass Twitter die Beiträge des US-Präsidenten auf dieselbe Weise überprüfe wie die eines jeden anderen Nutzers. Sobald sich ein Nutzer über die Inhalte eines Beitrags beschwere, werde dieser auf die Einhaltung der Twitter-Regeln hin untersucht, sagte der Strategiechef.

Insbesondere zu Wahlkampfzeiten spielen Online-Netzwerke wie Twitter oder Facebook in den USA eine große Rolle. Facebook begann am Donnerstag wie zuvor angekündigt damit, Medienorganisationen, die möglicherweise unter dem Einfluss von Regierungen stehen, zu kennzeichnen. Zudem kündigte der Konzern an, im weiteren Verlauf des Jahres keine Werbung dieser Organisationen mehr zuzulassen.

Facebook war nach der Präsidentschaftswahl 2016 massiv in die Kritik geraten, weil es im Wahlkampf nicht genug gegen russische Propaganda unternommen haben soll.

(hebu/Reuters/AFP)
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