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Demokratie Tunesien wählt neuen Präsidenten

Tunis · Das Geburtsland des Arabischen Frühlings bestimmt nach dem Parlament nun auch den Staatspräsidenten. Die Tunesier hoffen nach den Wahlen auf mehr Stabilität und einen wirtschaftlichen Aufschwung in ihrem Land.

 Tunesien geht es nach dem Ende des "Arabischen Frühlings" vergleichsweise gut.

Tunesien geht es nach dem Ende des "Arabischen Frühlings" vergleichsweise gut.

Foto: afp, fs/EIS

Zum ersten Mal seit dem Sturz von Diktator Zine El Abidine Ben Ali 2011 hat das tunesische Volk sein Staatsoberhaupt selbst bestimmt. Bei der als historisch gewerteten Wahl am Sonntag zeichnete sich eine geringere Beteiligung ab als bei der Parlamentswahl im Oktober. Amtliche Ergebnisse sollten erst am Dienstag vorliegen, erste Prognosen möglicherweise noch Sonntagnacht.

Wenn im ersten Wahlgang keiner der Bewerber eine absolute Mehrheit erhält, treten am 28. Dezember die beiden Kandidaten mit den meisten Stimmen zur Stichwahl an. Favorit unter den fast zwei Dutzend Anwärtern war der 87-jährige Beji Caid Essebsi. Der Politveteran war bereits unter Ben Ali und dessen Vorgänger Habib Bourguiba Minister, seine Partei schnitt bei den Wahlen im Oktober mit fast 38 Prozent der Stimmen am besten ab.

"Er ist ein langgedienter Politiker mit Erfahrung, der Sicherheit und Stabilität gewährleisten kann", sagte der Berufsfahrer Mouldi Cherni, nachdem er im Tuniser Vorort Karthago für Essebi gestimmt hatte.
Vielerorts waren die Schlangen vor den Wahllokalen kürzer als bei der Parlamentswahl. Vor allem junge Wähler waren bis zum Nachmittag kaum zu sehen.

Von allen Ländern, in denen 2011 das Volk im sogenannten Arabischen Frühling einen Umbruch herbeiführte, steht Tunesien - das Geburtsland der Revolution - am besten da. Während es in Ägypten zu einem Militärputsch kam, werden Libyen und der Jemen immer noch von heftigen bewaffneten Konflikten erschüttert.

Allerdings wurde auch in Tunesien der Weg Richtung Demokratie von sozialen Unruhen, Terroranschlägen und einer galoppierenden Inflation begleitet. Die Wähler straften dafür die moderat islamistische Partei Ennahda ab, die nach dem Umsturz die Regierung geführt hatte. Die Ennahda schickte keinen Kandidaten ins Rennen um die Präsidentschaft.

Die Wähler wandten sich daraufhin der Partei Nida Tunis von Essebsi zu, zu der liberale und linksgerichtete Politiker gehören. Es gibt allerdings Befürchtungen, dass der Ex-Minister das Land durch die Kontrolle von Präsidentschaft und Parlament wieder zur Ein-Parteien-Herrschaft zurückführen könnte. Die Präsidentschaft in Tunesien ist ein weitgehend repräsentatives Amt, mit einigen Aufgaben in den Bereichen Außenpolitik und Landesverteidigung.

Die Gegner Essebsis scharten sich vor allem um den derzeitigen Übergangspräsidenten Moncef Marzouki, einen langjährigen Menschenrechtsaktivisten, dessen Beliebtheit und Ruf in den vergangenen Jahren jedoch gelitten haben. Ein Überraschungssieg wäre auch Slim Riahi zuzutrauen. Der millionenschwere Eigentümer eines Fußballvereins nutzte sein Geld und die Beliebtheit seines Vereins dazu, seine Partei bei den jüngsten Parlamentswahlen zur drittstärksten Kraft zu machen.

Als Alternative zu Essebsi gilt Mustapha Kamel Nabli. Der ehemalige Zentralbankchef war bei seinen Wahlkampfauftritten ein großer Publikumsmagnet. Mit Kalthoum Kennou kandidiert erstmals auch eine Frau für das Amt des Präsidenten. Die Richterin will mehr für die Gleichstellung der Frauen in Tunesien tun.

(ap)
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