Täter soll aus Deutschland eingereist sein Türkische Linksextremisten bekennen sich zu Anschlag in Ankara

Ankara · Die linksextreme Gruppe Revolutionäre Volksbefreiungs-Front (DHKP-C) hat sich zu dem Anschlag auf die US-Botschaft in der türkischen Hauptstadt Ankara bekannt.

Tote bei Selbstmordanschlag in Ankara
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Auf ihrer Internetseite Halkin Sesi (Stimme des Volkes) veröffentlichte sie am Samstag zwei Fotos des Attentäters und brandmarkte die USA als die "Mörder der Welt". Der Selbstmordattentäter soll türkischen Medienberichten zufolge aus Deutschland in die Türkei gereist sein.

Die DHKP-C forderte die USA auf, "die Türkei, die uns gehört, zu verlassen". Die Gruppe drohte zugleich mit weiteren Anschlägen auf US-Einrichtungen in der Türkei. Zuvor hatte bereits die türkische Regierung die Gruppe für den Anschlag auf die US-Botschaft in Ankara verantwortlich gemacht. Die DHKP-C wird von den USA und der EU als terroristische Vereinigung eingestuft.

Der Attentäter hatte sich am Freitag vor der US-Vertretung in die Luft gesprengt und einen Wachmann mit in den Tod gerissen. Laut Behördenangaben trug er eine Handgranate und etwa sechs Kilogramm TNT bei sich. Drei Menschen wurden bei dem Attentat verletzt, darunter eine Journalistin schwer. Sie musste notoperiert werden, war aber nach Angaben der Ärzte außer Lebensgefahr.

Täter offenbar schon bekannt

Die Behörden hatten den Attentäter zunächst als Ecevit Alisan Sanli identifiziert, im Bekennerschreiben der DHKP-C wurde er Alisan Sanli genannt. Türkischen Medienberichten zufolge soll es sich um einen früheren Hungerstreikaktivisten gehandelt haben, der wegen seiner Aktionen an einer schweren Krankheit litt.

Wie unter anderem die Zeitungen "Milliyet" und "Vatan" am Samstag berichteten, soll der 40-Jährige an Massenhungerstreiks in türkischen Gefängnissen im Jahr 2000 teilgenommen haben, die damals durch das Einschreiten von Ordnungskräften gewaltsam beendet wurden. Zu diesem Zeitpunkt saß er demnach wegen "Terrorismus" nach einem Angriff auf eine Militäreinrichtung in Istanbul im Jahr 1997 in Haft.

Sanli kam demnach 2001 aus dem Gefängnis frei. Als Folge des Hungerstreiks litt er jedoch wegen schwerer Mangelernährung an einer neurologischen Krankheit. Er sei deshalb für das Attentat bestimmt worden, weil "seine Tage gezählt" gewesen seien, berichteten "Milliyet" und "Vatan".

Wie türkische Medien weiter berichteten, soll Sanli nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis 2001 untergetaucht sein. Er soll sich dann in Deutschland aufgehalten haben, unklar war aber seine Aufenthaltsdauer in Deutschland. Wie es in den Berichten weiter hieß, soll der Anschlag auf die US-Botschaft möglicherweise von Deutschland aus geplant worden sein.

Der türkische Innenminister Muammer Güler bestätigte am Samstag vor Journalisten in Istanbul lediglich, dass der Attentäter nach seiner Freilassung aus der Haft die Türkei verlassen habe. Er sei kürzlich mit falschen Papieren in die Türkei zurückgekehrt. Er sei von der Polizei gesucht worden.

Der Anschlag auf die US-Botschaft wurde international verurteilt. Die DHKP-C ist für zahlreiche Anschläge mit dutzenden Toten in den vergangenen Jahrzehnten verantwortlich. Im Januar waren knapp hundert Menschen festgenommen worden, die verdächtigt wurden, Verbindungen zur DHKP-C zu haben, darunter Anwälte und Musiker.

(AFP/felt/ac)
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