Wieder Gefechte im Grenzgebiet Türken fürchten Krieg mit Syrien

Ankara · Die Türkei droht immer mehr in den Strudel des Bürgerkriegs im benachbarten Syrien hineingerissen zu werden. Am Wochenende wurde der fragile Frieden zwischen den beiden Ländern erneut auf die Probe gestellt, als mehrere Granaten auf türkischem Boden einschlugen.

Video zeigt Basar von Aleppo in Flammen
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Die Armee des Nato-Mitglieds feuerte zurück. Sonntag schien sich die Lage zunächst zu beruhigen, bis am Nachmittag erneut türkische Geschosse in Syrien niedergingen.

Die Lage zwischen Syrien und der Türkei ist explosiv, seit am Mittwoch im türkischen Akcakale nahe der syrischen Grenze eine Mutter und ihre vier Kinder durch Granaten starben. Eine Entschuldigung für die Zwischenfälle gab es von syrischer Regierungsseite nicht.

In der Türkei ist das Vorgehen der Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan gegen Syrien unpopulär. Erdogan betont zwar, seine Regierung wolle keine militärische Auseinandersetzung mit Syrien — sehr weit von einem Krieg entfernt sei die Türkei aber auch nicht. "Nein zum Krieg", skandierten in den vergangenen Tagen mehrere Tausend Demonstranten in Istanbul, Ankara und anderen Städten.

In der Zustimmung des türkischen Parlaments zu einem Mandat für eine Syrien-Intervention der Armee sehen sie den ersten Schritt zum Krieg. Auch in Akcakale selbst bekam die Regierung die Wut der Bevölkerung zu spüren. Die Toten des syrischen Angriffs seien im Herzen der Menschen begraben worden, "die Politiker begraben wir an der Wahlurne", stand auf einem Spruchband, das während eines Beileidsbesuches von Arbeitsminister Faruk Celik entrollt wurde.

Die Skepsis gegenüber der Syrien-Politik der Regierung geht quer durch die türkische Gesellschaft und betrifft auch die Wählerschaft von Erdogans Regierungspartei AKP. Nach einer aktuellen Umfrage lehnen zwei Drittel der türkischen Wähler Erdogans Linie im Syrien-Konflikt ab — und selbst jeder dritte AKP-Wähler ist dagegen, was die Regierung in Sachen Syrien unternimmt.

Am Wochenende nahm die Türkei bei Akcakale ein fünftes Lager für syrische Flüchtlinge in Betrieb — allein gestern flohen mehr als 400 Menschen über die Grenze. Zugleich festigten die syrischen Aufständischen offenbar ihre Kontrolle in der Grenzregion zur Türkei. Die Rebellen hätten nach heftigen Gefechten mit Regierungstruppen die Ortschaft Chirbat al Dschos im Nordwesten des Landes erobert, berichtete der Sender Al Dschasira.

Dabei sollen mindestens 40 Soldaten getötet worden sein. Die Offensive der syrischen Regierungstruppen gegen die Rebellen in der Millionenstadt Aleppo ging weiter.

(RP/csi)
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