Verdacht auf Waffen an Bord Türkei zwingt syrisches Flugzeug zur Landung

Istanbul · Türkische Kampfjets haben am Mittwoch ein syrisches Passagierflugzeug zur Landung in Ankara gezwungen. Das berichtete der türkische Fernsehsender NTV am Abend. Nach Angaben türkischer Medien war die Maschine mit 35 Passagieren an Bord auf dem Weg von Moskau nach Damaskus. Zur Begründung hieß es, es habe der Verdacht bestanden, dass Waffen an Bord seien.

 Türkische Soldaten bewachen die türkisch-syrische Grenze.

Türkische Soldaten bewachen die türkisch-syrische Grenze.

Foto: afp, BULENT KILIC

Russland ist ein enger Verbündeter von Machthaber Baschar al-Assad und dessen wichtigster Waffenlieferant. Aus Syrien gab es zunächst keine Reaktion. Die Beziehungen zwischen Ankara und Damaskus sind höchst angespannt. Die Türkei stellt sich im Syrienkonflikt offen auf die Seite der Aufständischen und hat an die 100.000 Flüchtlinge und wichtige Oppositionelle aufgenommen. Im Juni schoss Syrien einen türkischen Kampfjet ab. Seit rund einer Woche schlagen im türkischen Grenzgebiet immer wieder Granaten aus Syrien ein, die Türkei feuert zurück. Erst am Mittwoch hatte die Türkei angekündigt, "mit größerer Wucht" zurückzuschlagen, sollten die Attacken kein Ende haben.

Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu sagte im türkischen Staatsfernsehen TRT, es habe Informationen gegeben, dass an Bord des Flugzeugs "bestimmte Ausrüstungsgegenstände" seien, die eine Verletzung der zivilen Luftfahrtsvorschriften darstellten.

Wie türkische Medien weiter berichteten, schickte die Luftwaffe mehrere Kampfflugzeuge vom Typ F-16 los, um die Landung des Airbus zu erzwingen. Das syrische Flugzeug wurde am Abend durchsucht.

Zugleich sei eine Maschine von Turkish Airlines angewiesen worden, Syrien aus Sicherheitsgründen nicht zu überfliegen. Sie habe islamische Pilger von der türkischen Stadt Bursa in die saudische Stadt Dschidda bringen sollen. Der TV-Sender CNN Türk meldete, das Flugzeug sei in der Türkei in der Stadt Adana gelandet.

Am Mittwoch hatte ein hochrangiger türkischer Militär die Grenzregion bei Akcakale besucht, wo vergangene Woche eine Mutter und ihre vier Kinder von einer syrischen Granate getötet wurden. "Wir haben reagiert, aber wenn es so weitergeht, werden wir mit größerer Wucht zurückschlagen", sagte Generalstabschef Necdet Özel laut türkischem Staatsfernsehen.

Die syrische Führung warf der Türkei vor, sie habe die jüngsten Angriffe an der Grenze selbst inszeniert. Die regierungsnahe syrische Tageszeitung "Al-Watan" schrieb am Mittwoch, Ziel dieser Taktik sei es, die Einrichtung eines "befreiten Gebietes" im Norden der syrischen Provinz Idlib durchzusetzen.

Die Zeitung, die einem Cousin von Präsident Baschar al-Assad gehört, spekulierte weiter: "Die Türkei will eine Pufferzone auf syrischem Gebiet durchsetzen, die dann angeblich von der "Freien Syrischen Armee" kontrolliert wird, praktisch aber von der türkischen Armee geschützt wird." In diesem Gebiet sollten dann nach dem Willen der Türkei Lager für Vertriebene entstehen.

Die Türkei hat bereits rund 98.000 syrische Flüchtlinge aufgenommen. Die Lager, in denen die Syrer leben, liegen zum Teil direkt an der Grenze und damit in Reichweite von Mörsergranaten aus Syrien. Ein Vorschlag aus Ankara, entlang der Grenze in Syrien eine Schutzzone für Vertriebene einzurichten, hat international bislang wenig Unterstützung gefunden.

Unterdessen wies Damaskus einen Appell von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zurück, der von der syrischen Führung eine einseitige Waffenruhe gefordert hatte. "Wir hatten bereits zweimal eine einseitige Waffenruhe umgesetzt, aber die bewaffneten Banden haben sich danach nicht daran gehalten", hieß es in einer Erklärung des Außenministeriums.

Aktivisten berichteten am Mittwoch von heftigen Kämpfen im Großraum Damaskus und in der Provinz Idlib. Landesweit seien bis zum Nachmittag 86 Menschen getötet worden, darunter alleine 49 in Damaskus und 18 in Idlib. Die Nachrichtenagentur Sana berichtete, in der Stadt Deir as-Saur sei ein Kameramann des staatlichen Senders Al-Ikhbarija erschossen worden.

(dpa)
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