Öl-Embargo gegen den Iran Türkei widersetzt sich den USA

Ankara · Die USA rufen andere Staaten dazu auf, kein Öl mehr vom Iran zu kaufen. Die Türkei lehnt das ab - sie stellt sich hinter den „Freund und Bruderstaat“ im Osten.

 Fahnen des Iran und der staatlichen Öl-Gesellschaft (Symbolbild).

Fahnen des Iran und der staatlichen Öl-Gesellschaft (Symbolbild).

Foto: dpa/Abedin Taherkenareh

Die Türkei hat einem US-Aufruf zum Stopp von Öl-Importen aus dem Iran eine Absage erteilt. "Die Entscheidungen der USA sind für uns nicht bindend", sagte Wirtschaftsminister Nihat Zeybekci am Mittwoch in Ankara. Vielmehr werde man versuchen dafür zu sorgen, dass der Iran - "ein Freund und ein Bruderstaat" - in dieser Angelegenheit nicht unrecht geschehe. Eine Entscheidung der Vereinten Nationen würde man dagegen als verbindlich betrachten.

Die USA haben dazu aufgerufen, die Öl-Einfuhren aus dem Iran bis November zu stoppen. Auf diese Weise soll die Islamische Republik finanziell ausgetrocknet werden. Die Regierung von US-Präsident Donald Trump hatte im Mai das Atomabkommen mit dem Iran einseitig aufgekündigt und neue Sanktionen angekündigt.

Die US-Forderung schürte Spekulationen auf ein geringeres
Angebot und trieb die Ölpreise weiter an: Ein Fass der Nordseesorte Brent verteuerte sich um 0,8 Prozent auf 76,90 Dollar. Der Iran ist der drittgrößte Ölproduzent weltweit und hatte im Mai eine Förderung von 3,8 Millionen Barrel pro Tag. Es sei eher unwahrscheinlich, dass den USA ein vollständiger Stopp bis November gelingen werde, erklärte die Beratungsfirma Eurasia Group. "Aber wir gehen zunehmend davon aus, dass der Ausstoß bis November auf 700.000 Barrel pro Tag zurückgehen wird, was die Preise hochtreiben wird."

Der Iran selbst reagierte gelassen auf Berichte über ein Total-Embargo seiner Ölexporte durch die USA. „Das ist rein technisch nicht machbar, da der Ölmarkt kurzfristig nicht einfach auf die 2,8 Millionen Barrel, die der Iran täglich exportiert, verzichten kann“, sagte ein Vertreter des iranischen Ölministeriums der Nachrichtenagentur Tasnim am Mittwoch. Dennoch habe sich der Iran bereits auf alle möglichen Szenarien vorbereitet. Die Ölexporte sind die wichtigste Einnahmequelle des Iran. Ein Total-Embargo würde zu einer ernsthaften Wirtschaftskrise im Gottesstaat führen.

(wer/rtr/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort