Scharfe Kritik nach Kampfjet-Abschuss Türkei droht Syrien mit Strom-Embargo

New York · Unmittelbar vor einer Krisensitzung der Nato zum syrischen Abschuss eines türkischen Kampfjets hat Ankara seine Kritik an Damaskus verschärft. Zudem soll Syrien ein zweites Flugzeug während der Suche nach dem Kampfjet beschossen haben.

 Dieses Bild zeigt einen türkischen F-4 Phantom Kampfjet.

Dieses Bild zeigt einen türkischen F-4 Phantom Kampfjet.

Foto: dpa, Stringer

Der Vorfall sei eine "ernste Bedrohung" für Frieden und Sicherheit in der Region, hieß es in einem Schreiben an die Uno. Vizeregierungschef Bülent Arinç drohte mit einem Strom-Embargo.

Der Jet habe sich in internationalem Luftraum befunden, betonte der türkische UN-Boschafter Ertugrul Apakan in dem Schreiben an den UN-Sicherheitsrat und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. Das Flugzeug habe kein feindliches Manöver unternommen und sei ohne Vorwarnung abgeschossen worden.

Der Angriff, bei dem vermutlich zwei Piloten ums Leben gekommen seien, stelle eine "feindliche Handlung" Syriens gegen die "nationale Sicherheit" der Türkei dar; Ankara verurteile dies scharf. Unmittelbare Maßnahmen des Sicherheitsrats forderte Ankara indes nicht.

Allerdings hatte Vizeregierungschef Arinç zuvor erklärt, Ankara werde in den kommenden Tagen entscheiden, ob es Syrien die Stromlieferungen kappe. Nur aus Rücksicht auf die Bevölkerung sei es bislang noch nicht soweit.

Zweites Flugzeug beschossen?

Die Türkei warf Syrien zudem vor, ein weiteres türkisches Flugzeug beschossen zu haben. Nach dem Abschuss des Kampfflugzeugs am Freitag geriet demnach auch ein türkisches CASA-Suchflugzeug unter Feuer. Das Außenministerium und der Generalstab hätten Syrien gewarnt, woraufhin der Beschuss sofort beenden worden sei, sagte Arinç.

Ankara zufolge war ein unbewaffneter Jet am Freitag während einer Übungsmission kurzzeitig in syrischen Luftraum eingedrungen, dann aber in internationalem Luftraum abgeschossen worden. Syrien behauptet dagegen, der Vorfall habe sich im syrischem Luftraum abgespielt. Auf Antrag der Türkei kommt die Nato am Dienstag zu einer Krisensitzung zusammen. Damaskus warnte die Militärallianz vor einer "Aggression".

International wuchs die Sorge vor einer Zuspitzung des Konflikts. "Es geht darum, dass wir einen Flächenbrand, einen Stellvertreterkrieg in der gesamten Region verhindern müssen", sagte Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) am Montag in Luxemburg nach einem Treffen der EU-Außenminister. Mehrere EU-Länder warnten vor einem militärischen Einschreiten. "Wir beteiligen uns an keinerlei Spekulationen über militärische Interventionen, wir raten auch entschieden davon ab", sagte Westerwelle.

EU verschärft Sanktionen

Als Reaktion auf die Gewalt in Syrien verschärften die EU-Außenminister die Strafmaßnahmen. Eine weitere Person sowie das Außen- und das Verteidigungsministerium, eine Ölgesellschaft, eine Rundfunk- und Fernsehanstalt, eine Handelsbank sowie ein Büro von Präsident Baschar al-Assads Baath-Partei wurden mit Vermögenssperren und Einreiseverboten belegt.

Die EU verhängte seit Beginn des Konflikts gegen mehr als 120 Personen und knapp 50 Firmen und Institutionen Strafen. Die Weltbank erwartete für 2012 einen Schwund der syrischen Wirtschaftsleistung von 6,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

(AFP)
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