Wettrüsten zwischen Washington und Moskau? Trump und Putin drohen mit atomarer Aufrüstung

Moskau/New York · Der künftige US-Präsident Donald Trump heizt die Debatte über eine atomare Aufrüstung weiter an: Seine Regierung werde entsprechende Aktivitäten in Russland und anderen Staaten nicht dulden. Putin hat darauf bei seiner Jahrespressekonferenz in Moskau gelassen reagiert.

 Donald Trump und Waldimir Putin: Die beiden mächtigsten Menschen der Welt wollen nuklear aufrüsten.

Donald Trump und Waldimir Putin: Die beiden mächtigsten Menschen der Welt wollen nuklear aufrüsten.

Foto: dpa, ms jhe

Das sagte Trumps designierter Sprecher Sean Spicer am Freitag dem Sender CNN. Der russische Präsident Wladimir Putin, der zuvor eine Stärkung der militärischen Atomkapazitäten seines Landes angekündigt hatte, reagierte gelassen.

"Es gibt Staaten, die gerade über den Ausbau ihres Nuklearpotenzials sprechen", sagte Spicer. "Und die Vereinigten Staaten werden sich nicht zurücklehnen und dies zulassen, ohne entsprechende Konsequenzen zu ziehen." Auf die Frage, ob er sich damit konkret auf Moskau beziehe, sagte Spicer: "Ich spreche über Russland." Gemeint seien aber auch alle anderen Länder.

Trump habe stets klargemacht, dass die Sicherheit der USA für ihn höchste Priorität habe, sagte Spicer. "Und wenn ein anderes Land unserer Souveränität oder unsere Sicherheit bedrohen will, wird er handeln."

Trump hatte am Donnerstag im Kurzbotschaftendienst Twitter geschrieben, dass die USA ihr militärisches Atompotenzial massiv stärken und ausbauen müssten, bis die Welt in Sachen Atomwaffen "zur Vernunft kommt". Am Freitag legte er offenbar nach.

Eine Journalistin des Senders MSNBC sagte, sie habe am Rande eines Interviews mit Spicer mit Trump telefoniert. Zu seinem Tweet befragt habe der Republikaner erklärt, er sei notfalls bereit zu einem "Wettrüsten". Spicer bestätigte diese Aussage nicht.

Putin hatte am Donnerstag kurz vor Trump eine Stärkung der militärischen Atomkapazitäten seines Landes angekündigt. Bei einem Treffen mit ranghohen Armeevertretern sagte der russische Präsident, das "militärische Potenzial der strategischen Nuklearkräfte" Russlands müsse im kommenden Jahr ausgebaut werden.

Bei seiner Jahrespressekonferenz in Moskau reagierte Putin am Freitag gelassen auf Trumps Twitter-Botschaft. Dessen Ankündigung zum Ausbau des US-Atomwaffenarsenals sei "nichts Neues", sagte der Kreml-Chef. Trump habe schon im Wahlkampf gefordert, das Atomwaffenarsenal der USA und das Militär allgemein stärken. Moskau habe keinerlei Interesse daran, sich an einem Wettrüsten zu beteiligen, betonte Putin.

Der scheidende US-Präsident Barack Obama hatte sich stets für atomare Abrüstung eingesetzt. 2009 hatte er bei einer Rede in Prag versprochen, dass sich die USA fortan für eine Welt ohne Atomwaffen einsetzen würden. Das US-Arsenal enthält geschätzte 7000 Atomsprengköpfe, Russland hat ein paar hundert mehr.

Ungeachtet der Atomwaffen-Debatte deutet sich weiterhin eine Annäherung zwischen den USA und Russland an. Putin erklärte, er unterstützte Trumps Ansinnen, die Beziehungen zwischen Moskau und Washington zu normalisieren. "Zusammen werden wir darüber nachdenken, wie wir sie verbessern können", sagte der russische Präsident. Er sei bereit nach Washington zu reisen, sobald Trump ihn einlade.

Der designierte US-Präsident veröffentlichte derweil einen "sehr netten" Brief Putins, in dem dieser sein Interesse an einem besseren bilateralen Verhältnis bekräftigt. "Ich hoffe, dass beide Seiten diesen Erwartungen gerecht werden, und dass wir nicht einen alternativen Weg einschlagen müssen", sagte Trump.

Putin äußerte sich bei seiner Pressekonferenz wohlwollend über den Wahlsieg des Rechtspopulisten und wertete diesen auch als Zeichen der Zustimmung in den USA zu seiner Politik. "Ein großer Teil der republikanischen Wähler unterstützt den russischen Präsidenten", sagte er. "Es ist gut, dass es Leute gibt, die mit unserem Konzept traditioneller Werte übereinstimmen."

Trump habe "exakt die Stimmung der Gesellschaft erfasst und entsprechend bis zum Ende gehandelt".

(AFP)
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