Trump trifft Kim Ein kleiner Eintrag ins Geschichtsbuch - mehr nicht

Meinung | Berlin · Der Kurzbesuch von US-Präsident Donald Trump in Nordkorea historisch. Ein Erfolg im Atomkonflikt mit dem stalinistischen Land ist deswegen aber keineswegs sicher. Und man stellt sich die Frage, warum Trump Kim von Anfang an mochte, wie er sagt.

Der Eintrag ins Geschichtsbuch ist Donald Trump sicher. Er ist der US-Präsident, der das Vertrauen in die Weltmacht Amerika durch Unberechenbarkeit, Alleingänge oder den irrationalen Austritt aus internationalen Abkommen wie zum Klimaschutz erschüttert hat. Der Politik nach persönlicher Lust und Laune via Twitter macht und so tut, als wäre das Weiße Haus nicht ein Amtssitz des Präsidenten, sondern die Filiale eines Firmenbosses. Seine Gegner in den USA beklagen: Alles, was sie ihren Kindern verbieten, weil es Anstand und Würde nicht erlauben, führe Trump ihnen regelmäßig vor. Beleidigung von Frauen, Behinderten, Schwachen und auch Partnern.

Wäre Trump nicht so unstet und mehr ein Politiker als ein Geschäftsmann - und auch nicht ohne Not aus dem Atomabkommen mit dem Iran ausgestiegen -, würde sein Treffen mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un zuversichtlicher stimmen. Denn der Handschlag an der innerkoreanischen Grenze ist historisch. Trump ist der erste amtierende US-Präsident, der nordkoreanischen Boden betreten hat. Und es weckt Hoffnungen auf atomare Abrüstung Nordkoreas und einen wirklichen Friedensschluss des stalinistischen Landes mit Südkorea.

Doch wegen Trumps inzwischen allseits bekannter Sprunghaftigkeit und Kims diktatorischem Vorgehen ist Skepsis angebracht. Es wären nachprüfbare Maßnahmen Pjöngjangs nötig, etwa beim Abbau von Atomanlagen. Nordkorea hat die USA schließlich immer wieder getäuscht. Und Trump müsste deutlich politischer werden und sollte als Immobilienmogul nicht zu sehr von den Grundstücken direkt an der nordkoreanischen Küste schwärmen, die hervorragend zu vermarkten seien. Denn das lässt Argwohn aufkommen.

Und auf jeden Fall sollte sich die Welt auf ein großes Erschrecken einstellen, wenn sich das bitterarme Nordkorea einmal öffnen sollte. Nach dem kleinen Ausschnitt, der bekannt ist, werden die Menschen unterdrückt, drangsaliert und manipuliert. Von der Mangelernährung einmal ganz abgesehen.

Trump meidet Konfliktlösungen mit vielen Beteiligten. Er ist ein Mann des „Deals“. Am liebsten zwei Männer, ein Handschlag und dann ein Geschäft. Am besten auch mit Kim im Atomkonflikt. Als hätte er ihn nie „kleinen Raketenmann“ genannt und ihm „Feuer und Zorn“ angedroht, sagt Trump über die Beziehung nun: „Wir haben uns vom ersten Tag gemocht.“ Man fragt sich, warum Trump Kim mag. Vielleicht deshalb: Er versucht, seinen Vorgänger Barack Obama irgendwie in den Schatten zu stellen. Ein Eintrag ins Geschichtsbuch darf da nicht fehlen, den Obama schon hat und Trump so gerne hätte: den Friedensnobelpreis.

(kd)
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