Affäre um Beziehungen nach Moskau Trump nennt Russland-Kontakt seines Sohnes "Recherche"

Washington/Paris · Trump ist in Paris, doch die Russland-Affäre verfolgt ihn bis nach Europa. Der US-Justizausschuss will seinen ältesten Sohn anhören, weil dieser sich mit einer russischen Anwältin getroffen hatte. Der US-Präsident hingegen bezeichnet die Begegnung als normal.

 Donald Trump junior (r) bei der Vereidigung seines Vaters (Archivbild vom 20.01.2017)

Donald Trump junior (r) bei der Vereidigung seines Vaters (Archivbild vom 20.01.2017)

Foto: rtr, JRB/TC

Er sei der Meinung, dass viele Menschen ein solches Gesprächsangebot angenommen hätten, sagte Donald Trump am Donnerstag in Paris. "So etwas nennt man Recherche über die Opposition." Der Justizausschuss des Senats kündigte unterdessen an, Trump Jr. befragen zu wollen. Der Präsident selbst verteidigte seinen Sohn erneut.

Die Affäre um mögliche Absprachen zwischen Russland und Trumps Wahlkampfteam hatte diese Woche neuen Auftrieb bekommen, nachdem das Treffen zwischen Trump Jr. und der russischen Anwältin Natalja Veselnitskaja bekannt geworden war. Donald Trump hatte seinen Filius bereits am Mittwoch als "unschuldig" bezeichnet. Er ließ in den vergangenen Tagen aber auch mitteilen, dass er von dem Treffen seines Sohnes und dem Mailwechsel erst jetzt erfahren habe.

Der 39-jährige Präsidentensohn hatte am Dienstag einen E-Mail-Wechsel mit dem Publizisten Rob Goldstone öffentlich gemacht, der zu der Begegnung führte. Damit wollte Trump Jr. einer Verbreitung durch die "New York Times" zuvorkommen. Aus den E-Mails geht hervor, dass ihm belastende Informationen über Hillary Clinton in Aussicht gestellt worden waren.

In einer E-Mail schrieb ihm sein Vertrauter Goldstone: "Das sind offensichtlich hochrangige und sensible Informationen, aber es ist Teil der Unterstützung Russlands und der Regierung für Herrn Trump (...)." Trump Jr. quittierte das mit den Worten: "Es sieht so aus, als ob wir Zeit hätten, und wenn es das ist, was Du sagst, liebe ich es."

Der US-Präsident sagte am Donnerstag bei einer Pressekonferenz mit dem französischen Staatschef Emmanuel Macron in Paris, es sei "gängige Praxis" im politischen Betrieb, Informationen über Konkurrenten einzuholen. "Politik ist nicht das netteste Geschäft der Welt", fügte er hinzu. Auch der Trump-Sohn hatte das Treffen als normalen Vorgang im Rahmen von Recherchen über den politischen Gegner hinzustellen versucht. Später räumte er aber ein, dass er wohl "ein bisschen anders" mit dem Gesprächsangebot hätte umgehen sollen.

Laut Donald Trump war das Treffen an sich sehr kurz, und bei der Anwältin habe es sich auch nicht um eine russische Regierungsanwältin gehandelt.

In einer der E-Mails wurde dem jüngeren Trump die Gesprächspartnerin als Regierungsanwältin angekündigt. Sie selbst bestritt in den vergangenen Tagen, jemals für den Kreml gearbeitet zu haben. Die Regierung in Moskau erklärte, man kenne die Frau nicht.

Die E-Mails gelten als bisher klarstes Indiz, dass Mitglieder aus Trumps-Wahlkampfteam bereit gewesen sein könnten, mit Russland zusammenzuarbeiten. Sie liefern aber keinen Beweis dafür, dass es Geheimabsprachen zwischen Trumps Lager und Moskau gab. Beobachter machen aber geltend, dass Trump Jr. und seine Begleiter Jared Kushner und Paul Manafort mit dem Treffen gegen geltendes Recht in der Wahlkampf-Finanzierung verstoßen haben könnten.

Der Vorsitzende des Justizausschuss, der Republikaner Chuck Grassley, sagte am Donnerstag, der Ausschuss werde Donald Trump Jr. um eine Aussage vor dem Gremium bitten. Er hatte zuvor bereits erklärt, dass das Komitee mit Trumps ehemaligem Wahlkampfchef Paul Manafort sprechen wolle. Er war ebenfalls bei dem Gespräch mit der Anwältin anwesend, wie auch Trumps Berater und Schwiegersohn Jared Kushner.

US-Geheimdienste beschuldigen Moskau seit längerer Zeit, hinter Attacken auf E-Mail-Konten der Demokraten zu stehen. Sie werfen dem Kreml vor, sich auf diese Weise in den Wahlkampf eingemischt zu haben, um Trump zu helfen und seiner Konkurrentin Clinton zu schaden. Ein Sonderermittler und mehrere Kongressausschüsse untersuchen, ob es dabei Absprachen mit Trumps Wahlkampflager gab.

Der demokratische Kongress-Abgeordnete Brad Sherman aus Kalifornien beantragte am Mittwoch offiziell ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump. Zur Begründung nannte er Verwicklungen Trumps in die Russland-Affäre und die Entlassung von FBI-Direktor James Comey.

Dem auch unter Demokraten umstrittenen Antrag werden aber kaum Erfolgsaussichten eingeräumt. Unklar ist, ob darüber im Abgeordnetenhaus überhaupt abgestimmt wird. Die meisten Politiker in der Oppositionspartei sehen noch keine rechtliche Basis für ein Amtsenthebungsverfahren. Die Hürden dafür liegen sehr hoch. Um es durchzusetzen, müsste der Antrag eine einfache Mehrheit im Repräsentantenhaus erhalten. Die Republikaner verfügen dort aber über eine Mehrheit von 24 Sitzen.

(oko/dpa/AFP)
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