Scott Pruitt Donald Trump drängt Umweltminister aus dem Amt

Washington · Der Republikaner Scott Pruitt symbolisierte geradezu den Filz, den der Wahlkämpfer Trump einst zu bekämpfen versprach.

 Scott Pruitt (50) führte die Umweltbehörde seit Februar 2017.

Scott Pruitt (50) führte die Umweltbehörde seit Februar 2017.

Foto: AP/Andrew Harnik

Noch vor wenigen Wochen, nach einer Reise durch West Virginia, stellte sich Donald Trump scheinbar unbeirrt vor seinen skandalumwitterten Umweltminister. „Wissen Sie, ich habe gerade das Land der Kohle verlassen“, sagte er, als er wieder in Washington gelandet war. „Die Leute dort sind Scott Pruitt sehr verbunden. Sie lieben Scott Pruitt.“ Nicht nur in West Virginia, auch im Weißen Haus hielt man große Stücke auf den schlagfertigen Juristen, der es wiederum verstand, sich durch eine Mischung von Arbeitseifer und Schmeicheleien die Gunst des Präsidenten zu sichern. Nun aber hat Trump ihn aus dem Amt gedrängt. Pruitt war nicht mehr zu halten, symbolisierte er doch exakt jenen Sumpf, den der Wahlkämpfer Trump einst trockenzulegen versprach.

Notorisches Misstrauen paarte sich mit schamloser Vetternwirtschaft und einer Selbstherrlichkeit, die an Sonnenkönige denken ließ: Es ist einiges zusammengekommen in den 16 Monaten, in denen Pruitt die Umweltbehörde EPA leitete. Kaum hatte er sein Amt angetreten, ließ er für 43.000 Dollar eine schalldichte Telefonzelle installieren. Und biometrische Türschlösser, die auf Fingerabdrücke reagieren. Zuvor Generalstaatsanwalt des ölreichen Bundesstaats Oklahoma, sah sich Pruitt gewissermaßen in Feindesland, umzingelt von Leuten, die zuvor strenge Umweltparagrafen formuliert hatten und denen er nicht über den Weg traute.

Die Zahl seiner Bodyguards ließ er auf 20 aufstocken, das Dreifache dessen, womit seine Vorgängerin ausgekommen war. Wer Einspruch einlegte, musste mit Strafversetzung rechnen. Den Chef der Leibwächtertruppe traf es, weil er keinen Grund sah, mit Blaulicht durch die Straßen der Hauptstadt zu rasen, nur weil der Minister ohne Verzug am Tisch eines Edelrestaurants namens „Le Diplomate“ sitzen wollte. Mal sollten Pruitts Personenschützer in einem Ritz-Carlton eine bestimmte Hautcreme besorgen. Mal bekam eine Spitzenbeamtin den Auftrag, aus dem Fundus des Trump-Hotels an der Pennsylvania Avenue eine gebrauchte Matratze zu erwerben. Dann wieder wurden Mitarbeiter eingespannt, um seiner Frau eine lukrative Einnahmequelle zu sichern.

Der Mann, wetterte die republikanische Senatorin Joni Ernst, mithin eine Parteifreundin, sei „so sumpfig, wie man nur sumpfig sein kann“. Dass Trump ihm trotz aller Sumpfgeschichten die Treue hielt, lag an dem missionarischen Eifer, mit dem Pruitt rückgängig zu machen versuchte, was Barack Obama umweltpolitisch in die Wege geleitet hatte. Auflagen, nach denen Kohlekraftwerke ihre Kohlendioxid-Emissionen reduzieren mussten, charakterisierte er als wirtschaftsfeindliche Zwangsjacke. Zuletzt ging es um Standards für neue Automodelle. Deren Durchschnittsverbrauch sollte bis 2025 auf umgerechnet 4,3 Liter je 100 Kilometer sinken, so wollte es das Kabinett Obamas. Pruitt kassierte das Ziel, worauf Kalifornien und 16 weitere US-Staaten Klage einreichten. Sein stolzester Moment, sagte er neulich auf einer Konferenz konservativer Aktivisten, sei der Tag gewesen, an dem die USA aus dem Pariser Klimaabkommen ausstiegen.

An der Substanz seiner Politik wird sich nichts ändern: Sein Nachfolger, sein bisheriger Stellvertreter Andrew Wheeler, vertrat als Lobbyist die Interessen großer Energieunternehmen, bevor er in die Regierung wechselte. Davor gehörte er 14 Jahre lang zum Stab von James Inhofe, eines Konservativen aus Oklahoma. Der hatte einmal einen Schneeball in die Senatskammer gerollt, um zu demonstrieren, dass all die Szenarien einer durch den Menschen vorangetrieben globalen Erwärmung ein Witz seien.

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