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„Aufgebracht und angeekelt“ Ex-Pentagonchef Mattis staucht Trump zusammen

Washington · Nach seinem Rückzug aus der US-Regierung wollte James Mattis sich eigentlich nicht über seinen Präsidenten äußern. Doch nun platzt ihm wegen Trumps Umgang mit Demonstranten die Hutschnur.

Ex-Pentagonchef James Mattis hat US-Präsident Donald Trump und dessen Umgang mit den jüngsten Protesten gegen rassistische Polizeigewalt ungewöhnlich scharf kritisiert. Trump sei „der erste Präsident zu meinen Lebzeiten, der nicht versucht, das amerikanische Volk zu einen - der nicht einmal vorgibt, es zu versuchen“, schrieb Mattis in einem Beitrag für das Magazin „The Atlantic“. „Stattdessen versucht er, uns zu spalten.“ Die Bürger seien Zeuge der Konsequenzen von drei Jahren dieser vorsätzlichen Bemühungen. „Wir erleben die Folgen von drei Jahren ohne mündige Führerschaft.“

Die Amerikaner rief Mattis auf, sich ohne Trump zusammenzutun. „Dies wird nicht einfach sein, wie die letzten Tage gezeigt haben, aber wir schulden es unseren Mitbürgern; den vorangegangenen Generationen, die bluteten, um unser Versprechen zu verteidigen; und unseren Kindern“, schrieb er.

Besonders erzürnt habe ihn der jüngste Einsatz militärischer Gewalt, um zumeist friedliche Demonstranten aus einem Park unweit des Weißen Hauses zu treiben, nur damit Trump zu einer Kirche gehen und dort mit einer Bibel posieren konnte. Er hätte sich nie erträumt, dass Truppen „befohlen wird, unter allen Umständen die verfassungsmäßigen Rechte ihrer Mitbürger zu verletzen - geschweige denn für eine bizarre Schnappschuss-Gelegenheit für den Oberkommandierenden zu sorgen, bei der die Militärführung danebensteht.“

Trump beschwöre damit zudem einen „falschen Konflikt“ zwischen Militär und Zivilgesellschaft herauf. „Die laufenden Ereignisse dieser Woche habe ich aufgebracht und angeekelt verfolgt“, schrieb Mattis unumwunden.

Die anhaltenden Proteste im ganzen Land hätten Zehntausende Bürger friedlich auf die Straßen gebracht und dürften nicht von gewaltsamen Ausschreitungen einiger Gesetzesbrecher überschattet werden, forderte Mattis in dem Schreiben. „Wir müssen uns hinter einem gemeinsamen Ziel versammeln. Und das beginnt mit der Garantie, dass wir alle vor dem Gesetz gleich sind“, erklärte Mattis. Bei den Protesten für Sicherheit und Ordnung zu sorgen, sei Aufgabe der örtlichen Sicherheitskräfte, schrieb er.

Sein Rundumschlag war auch deshalb bemerkenswert, weil er seit seinem Rückzug als Verteidigungsminister im Dezember 2018 aus Protest gegen Trumps Syrien-Politik bewusst das Rampenlicht scheute. Er schulde der Nation öffentliches Schweigen, solange sein Ex-Chef noch im Amt sei, hatte Mattis erklärt. Die landesweiten Unruhen nach dem Tod des Schwarzen George Floyd in Polizeigewahrsam in Minneapolis und Trumps Reaktion haben den Ex-Pentagonchef nun offenbar zum Umdenken veranlasst.

(peng/dpa)
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