An der Grenze zur Türkei kam es zu Gefechten Trotz Waffenruhe mehrere Tote in Syrien

Beirut/Paris · In Syrien ist es am Freitag trotz der zwischen Aufständischen und Regierungstruppen vereinbarten Waffenruhe wieder zu Zusammenstößen gekommen, bei denen mindestens fünf Menschen starben.

In mehreren Landesteilen versammelten sich nach den traditionellen Freitagsgebeten Gegner von Präsident Baschar al-Assad zu Kundgebungen. An der Grenze zur Türkei kam es zu Gefechten zwischen Militär und Freischärlern. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy forderte als Konsequenz aus der nicht abreißenden Gewalt die Einrichtung eines Schutzkorridors. Zur Überwachung der zerbrechlichen Waffenruhe in Syrien sollen in Kürze erste internationale Beobachter in das Land reisen.

Nur wenigen Menschen beteiligten an den Kundgebungen, die am zweiten Tag der vom UN-Sonderbeauftragten Kofi Annan vermittelten Waffenruhe stattfanden. In der südlichen Provinz Deraa wurde nach Oppositionsangaben ein Mann nach Verlassen der Moschee in der Stadt Nawa erschossen. In Hama wurde ein weiterer Mann demzufolge von Regierungstruppen getötet, als die Demonstranten auf einen zentralen Platz marschieren wollten. In der nordwestlichen Provinz Idlib wurde ein dritter Mann in der Stadt Salkin erschossen.

Die staatliche Nachrichtenagentur Sana erklärte, in einem Fall hätten Terroristen einen Kundgebungsteilnehmer erschossen, in einem anderen sei ein Mann von einem anderen aus dem Protestzug getötet worden. Außerdem hätten Terroristen einen Offizier erschossen. Diese Angaben können nicht überprüft werden, da sich ausländische Journalisten in Syrien nicht frei bewegen können. Nach den vorliegenden Angaben war der Zulauf der Proteste nach den Freitagsgebeten landesweit wesentlich geringer als noch vor 13 Monaten, als die Revolten gegen Assad im Zuge des Arabischen Frühlings ausbrachen.

Erstmals seit Beginn der Waffenruhe lieferten sich Aufständische und Regierungstruppen in der Provinz Idlib in der Nähe der Grenze zur Türkei ein Gefecht. Oppositionsvertreter vor Ort berichteten von einem heftigen Geschützfeuer in der Nähe von Cherbet Jos an der türkischen Grenze. In der Nähe des Dorfes seien Dutzende Panzer stationiert. Die syrische Führung hatte ihr Militär an der Grenze zur Türkei verstärkt, um die Aufständischen aus der Region zu vertreiben.

Frankreichs Präsident Sarkozy forderte Korridore, durch den sich Flüchtlinge vor den Massakern in Sicherheit bringen könnten. Er ließ allerdings offen, wer diese Korridore einrichten könnte. Sarkozy warf Assad vor, unaufrichtig zu sein.
Er halte sich nicht an die Feuerpause. Auch ein Sprecher Annans macht sich für einen Korridor stark und erklärte, rund eine Million Menschen seien in Syrien auf Hilfe angewiesen.

Annan ließ in Genf mitteilten, der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) werde voraussichtlich noch am Freitag über einen Voraustrupp von zehn bis zwölf Beobachtern entscheiden. Das Vorauskommando sei abflugbereit und warte nur noch auf grünes Licht des UN-Sicherheitsrates. Die unbewaffnete Beobachtertruppe von rund 250 Mann ist Teil des Sechs-Punkte-Plans von Annan zur Befriedung der seit 13 Monaten andauernden Kämpfe zwischen Opposition und der Assad-Regierung.

Der UN-Sicherheitsrat sollte nach Angaben des Sprechers von Annan noch am Freitag über eine Syrien-Resolution entscheiden.
Die USA hatten in der Nacht einen neuen Resolutions-Entwurf vorgelegt, der auch eine Verurteilung der Verstöße gegen das Menschenrecht durch das syrische Regime vorsah. Bisher haben China und Russland bereits zweimal einen Beschluss verhindert.
Der Entsendung von Beobachtern stimmt Russland aber zu. Sein UN-Botschafter Vitali Tschurkin nannte es "sehr gut", wenn das Vorauskommando Anfang kommender Woche vor Ort sein könne.

(REU)
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