Beschimpfungen und Prügel im Saal Treffen syrischer Oppositioneller endet im Chaos

Kairo · Die ohnehin gespaltene syrische Opposition liefert Gegnern und Unterstützern einen weiteren Beleg für ihre Zerrissenheit. Ein Treffen in Kairo endete am Dienstag im Chaos. Delegierte verprügelten einander und beschimpften sich derart wüst, dass Frauen im Saal zu weinen begannen.

 In Kairo trafen sich syrische Oppositionelle.

In Kairo trafen sich syrische Oppositionelle.

Foto: dapd, Amr Nabil

Beschäftigte des Veranstaltungsortes, eines Hotels, brachten Tische und Stühle in Sicherheit, als aufgebrachte Gegner von Präsident Baschar al-Assad aufeinander losgingen. Auslöser der Unruhe war die Entscheidung der syrischen Kurden, das Treffen zu verlassen.

Vertreter der ethnischen Minderheit seien gegangen, weil die Konferenz ihren Status nicht habe anerkennen wollen, sagte Abdel Asis Othman vom Nationalen Kurdenrat. "Das ist einfach nur traurig und wird negative Folgen für alle Parteien haben", sagte der 27-jährige Widerständler Gawad al-Chatib. "Die Oppositionsbewegung steht dumm da und die Demonstranten auf der Straße werden demoralisiert."

Weil es bislang nicht gelang, die verschiedenen ethnischen und religiösen Gruppen hinter einer Führung zu versammeln, ringt die Opposition in Syrien weiter um internationale Anerkennung.

Die Spaltung der Regierungsgegner gilt als einer der Gründe, warum sich Assad trotz des seit mehr als 16 Monaten andauernden Volksaufstands länger als andere unter Druck geratene Staatschefs in der Region an der Macht halten konnte. Assad profitiert auch von der Uneinigkeit der internationalen Gemeinschaft.

Assad soll von Regierung ausgeschloss werden

Trotz der Spannungen konnten kleine Einigungen erzielt werden. Der syrische Präsident Baschar Assad sowie andere ranghohe Regimemitglieder sollen nach Ansicht der Opposition von der Teilhabe an einer Übergangsregierung ausgeschlossen werden. Darauf verständigten sich rund 250 Delegierte am Dienstagabend bei einem Treffen von Oppositionsgruppen in der ägyptischen Hauptstadt Kairo.

Eine wirkliche Annäherung zwecks einer Vereinigung beim Kampf gegen Assad gelang den Gruppen dennoch nicht. Sie einigten sich lediglich auf zwei eher vage formulierte Dokumente. Während in dem einen Papier ein Rahmenentwurf skizziert wird, wie die Opposition durch eine Phase des Übergangs geführt werden kann, werden in dem anderen die grundlegenden Prinzipien für eine Ära nach Assad definiert.

Zudem verständigten sich die Delegierten auf die Unterstützung der Freien Syrischen Armee und die Auflösung der regierenden Baath-Partei. Nicht einigen konnten sich die Delegierten auf die Bildung eines einheitlichen Gremiums, welches die Opposition repräsentieren soll.

"An diesem Punkt ist es ziemlich gefährlich", sagte Abdel Asis al Chajjar, der 14 Jahre lang in syrischen Gefängnissen verbracht hat und nun dem Nationalen Koordinierungsgremiums für demokratischen Wandel in Syrien (NCB) angehört. "Wenn wir damit scheitern, uns als Opposition zu vereinigen, ist dass das größte Geschenk an das Regime", sagte er.

(REU/dapd)
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