Ausbruchsversuch aus dem Kessel Tote und Verletzte bei Rebellenoffensive in Aleppo

Damaskus · Die Bevölkerung im syrischen Aleppo gerät immer mehr zwischen die Fronten. Rebellen versuchen, die Belagerung des Ostteils der Stadt zu durchbrechen und beschießen den Westteil. Russland verschärft den Druck ebenfalls und droht nach einer Feuerpause mit "Säuberungen".

 Die Rebellentruppen im Westteil Aleppos gehen in die Offensive.

Die Rebellentruppen im Westteil Aleppos gehen in die Offensive.

Foto: rtr, ALH//FL

Beim Durchbruchsversuch der Rebellen wurden nach Angaben von Beobachtern und der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur Sana mehrere Menschen getötet und zahlreiche verletzt. Während die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien von mindestens 15 getöteten Zivilisten und mehr als 120 weiteren Verletzten berichtete, sprach die syrische Nachrichtenagentur von zwölf Toten und mehr als 200 Verletzten.

Am Donnerstagmorgen hatten die Rebellen nach eigenen Angaben die zweite Phase der Offensive begonnen. Dabei hätten auch drei Selbstmordattentäter Autobomben gezündet, berichteten die Beobachter. Seit rund einer Woche versuchen Rebellen sowohl aus dem belagerten Ostteil heraus, als auch vom Westen kommend, den Belagerungsring der syrischen Truppen um Ost-Aleppo zu durchbrechen.

Ein Sprecher der Oppositionsgruppe Nureddin al-Sinki berichtete von heftigen Straßenkämpfen in westlichen Stadtvierteln. Die staatliche Nachrichtenagentur sprach zudem von schwerem Granatenbeschuss mehrerer Viertel im Westen der früheren syrischen Metropole durch "Terroristen". So bezeichnet das Regime in Damaskus die Aufständischen. Aleppo ist geteilt: Der Osten wird von Rebellen kontrolliert, der Westen vom syrischen Regime.

Flugblätter sollen zum Abzug bewegen

Syrien und sein Verbündeter Russland haben für diesen Freitag eine zehnstündige Feuerpause angekündigt. Zuvor rief das russische Militär bewaffnete Kämpfer und Zivilisten aber dringend zum Verlassen der Stadt auf. Es seien eine halbe Million Flugblätter abgeworfen worden, um über die Korridore aus dem eingekesselten Ostteil Aleppos zu informieren, sagte Generalleutnant Sergej Rudskoj am Donnerstag in Moskau.

Unklar ist, ob Russland mit Ablauf der Feuerpause seine Luftangriffe in Aleppo wieder aufnehmen will. Wenn die Opposition bis dahin die Stadt nicht verlassen habe, könnten "Säuberungen gegen Terroristen" beginnen, sagte der russische Abgeordnete und Verteidigungspolitiker Franz Klinzewitsch.

Steinmeier kritisiert Kürze der Waffenruhe

Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) kritisierte Russland am Donnerstag: Die kurzzeitige Waffenruhe sei bei weitem nicht genug. "Weder ist es ausreichend Zeit, um Kranke und Schwerverletzte zu evakuieren noch um die ausbleibende humanitäre Versorgung für die Bewohner Aleppos auf den Weg zu bringen", hieß es in einer Mitteilung des Außenministeriums.

Aleppo ist die am heftigsten umkämpfte Stadt im syrischen Bürgerkrieg. In den von Rebellen kontrollierten Vierteln im Osten sollen nach Schätzungen der Vereinten Nationen zwischen 250 000 und 300 000 Menschen eingeschlossen sein.

(bur/dpa)
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