Skandal-Bürgermeister aus Kanada Torontos Stadtrat entmachtet Polit-Rüpel Rob Ford

Toronto · Seit Wochen macht ein kanadischer Politiker weltweit Schlagzeilen. Rob Ford, Bürgermeister von Toronto, soll zurücktreten. Er will aber nicht. Drogen, gekaufter Sex, Lügen: Das "Strafregister" ist lang und würde normalerweise für drei Rücktritte ausreichen. Jetzt erhöht der Stadtrat der kanadischen Metropole den Druck.

Denn der Stadtrat hat Ford nun am Nachmittag einen Großteil seiner Macht entzogen. Ford darf seinen Stellvertreter und andere ranghohe Mitarbeiter künftig nicht mehr feuern und neue einstellen, entschied das Gremium mit deutlicher Mehrheit. In Notsituationen hat zudem künftig nicht mehr der Bürgermeister, sondern sein Vize die Entscheidungshoheit.

Bereits am Donnerstag, hatte der Stadtrat mit 37 zu fünf Stimmen mehrheitlich dafür plädierte, dass der Bürgermeister sein Amt niederlegt. Doch das Votum hatte keine bindende Kraft, Ford kann bis 2014 im Amt bleiben — und will dies auch. Doch die Stadtverordneten scheinen sich damit nicht zufrieden geben zu wollen, zumal laut Umfragen auch die Mehrheit der Bürger ihr Stadtoberhaupt nicht mehr haben will. Zudem sagte eine anonyme Quelle dem Sender, dass Fords Bruder Doug, der ebenfalls im Stadtrat sitzt und ihn bislang enorm verteidigte, ihn dazu dränge, eine Auszeit zu nehmen.

Rob Ford - Bilder aus seinem Leben
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Foto: ap, Mark Blinch

Weitere Zeugen belasten Ford

Der Druck auf Rob Ford nimmt also zu, doch bislang machte er nicht den Anschein, klein beigeben zu wollen — und gibt die jüngsten Vorwürfe gegen ihn auch nicht zu. So war das auch bezüglich seines Drogenkonsums. Erst nach Wochen gestand er ein "im Vollrausch" auch Crack geraucht zu haben — nachdem angeblich ein Video aufgetaucht war, dass ihn beim Crack rauchen zeigen sollte.

Nun gibt es weitere Vorwürfe, die aus Polizeidokumenten und der damit verbundenen Befragung von früheren Stadtangestellten hervorgehen, welche die Justiz veröffentlicht hatte. Es geht um eine Feier zum St. Patrick's Day 2012, bei der er sich angeblich mit einer Prostituierten vergnügt und auch Kokain genommen haben soll. Ford stritt dies ab. Die Frau sei eine Freundin gewesen, und er habe das nicht nötig, schließlich sei er "glücklich verheiratet".

Der Bürgermeister drückt sich bei solchen Erklärungen aber nicht zurückhaltend aus, sondern wählt sehr direkte Worte, die manchem Journalisten die Sprache verschlagen haben dürften. Und er sagt auch, dass er einfach rot sehe, wenn seine Integrität als Vater und Ehemann infrage gestellt werde, zitiert ihn CNN.

Entsprechend harsch griff er am Donnerstag auch die Stadtverordneten an, als sie ihn vor ihrem Votum in die Zange nahmen. "Hat niemand von euch jemals etwas Falsches getan? Wirklich niemals? Die Frage ist, habt ihr nie Marihuana geraucht?", fragte er laut ABC News in die Runde.

Ford: "Ich mache weiter"

Es klingt nach einem Mann, der keinerlei Grund dafür sieht, sein Amt wirklich niederzulegen. Ford will lieber die Wähler entscheiden lassen — und hofft innerlich vermutlich, dass sich der Skandal dann gelegt hat. Den Stadtverordneten jedenfalls sagte er laut ABC News: "Ich mache weiter. Ihr Jungs könnt machen, was ihr wollt. Ich entschuldige mich noch einmal. Es tut mir leid, ist alles, was ich zu sagen habe."

Aber eines konnte er am Ende dann doch nicht wirklich beantworten: Die Frage eines Abgeordneten, ob es noch weitere Enthüllungen geben könnte. "Keine Ahnung, vielleicht gibt es noch weitere Leichen in meinem Keller. Ich weiß es nicht", konnte er da nur antworten.

(das)
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