Ehemaliger US-Präsident mit 94 gestorben So nehmen die USA Abschied von George H.W. Bush

Houston · Zu Ehren des verstorbenen, früheren US-Präsidenten George H.W. Bush gibt es mehrere Gedenkveranstaltungen, darunter auch eine staatliche Trauerfeier in Washington. Der Tod von Bush überschattet sogar Preisverleihungen.

 Trauernde stehen an einem Denkmal für den verstorbenen ehemaligen US-Präsidenten George H.W. Bush in Houston, Texas.

Trauernde stehen an einem Denkmal für den verstorbenen ehemaligen US-Präsidenten George H.W. Bush in Houston, Texas.

Foto: AFP/LOREN ELLIOTT

George H.W. Bush war in der Nacht zu Samstag gestorben. Unseren Nachruf auf ihn lesen Sie hier.

Die Leiche von Bush wird am Montagmorgen (Ortszeit) in einer Kolonne von einem Bestattungsunternehmen in Houston zu einem Stützpunkt gebracht. Der Sarg soll dort an Bord eines Flugzeugs kommen. Nach einer Zeremonie wird er zu einem Stützpunkt im US-Staat Maryland geflogen. Er wird von Bushs Söhnen George W. Bush und Neil Bush und Familienmitgliedern begleitet. Die anderen Angehörigen werden voraussichtlich bei Ankunft des Sargs auf dem Stützpunkt sein.

Bush soll in der Rotunde des US-Kapitolgebäudes in Washington aufgebahrt werden, von Montagabend (Ortszeit) bis Mittwochmorgen. Sein Sarg soll dann am Mittwoch zur Nationalkathedrale gefahren werden. Dort findet um 11.00 Uhr eine Trauerfeier statt. US-Präsident Donald Trump und seine Frau Melania werden voraussichtlich daran teilnehmen. Trump hat gesagt, er wolle den Mittwoch zu einem Staatstrauertag machen.

Bush wird nach der Trauerfeier in der Nationalkathedrale am Mittwoch nach Houston zurückgeflogen. Seine Leiche soll in einer Kolonne zur St. Martin's Episcopal Church gebracht werden, die er und seine Frau regelmäßig besuchten. Dort kann die Öffentlichkeit den Sarg zwischen Mittwochabend (Ortszeit) und Donnerstagmorgen sehen.

Die private Trauerfeier soll am Donnerstag um 10.00 Uhr Ortszeit beginnen. Es sind etwa 1200 Gäste dazu eingeladen. Nach der einstündigen Zeremonie soll eine Kolonne Bushs Sarg zu einem Bahnhof nördlich von Houston fahren. Der in der Nähe gelegene internationale Flughafen ist nach Bush benannt.

Am Bahnhof soll Bushs Sarg während einer Zeremonie in einen Zug geladen werden. Der Zug wird voraussichtlich rund zweieinhalb Stunden bis zur Stadt College Station fahren. Dort befindet sich die Präsidentenbibliothek von Bush. Die Lok, die ihn transportieren soll, ist in den Farben des Flugzeugs Air Force One bemalt worden, die während Bushs Präsidentschaft benutzt wurde. Die Lok hat die Zahl 4141 zu Ehren von Bush, der der 41. Präsident der USA war.

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Foto: AP/Carlo Fumagalli

In College Station wird der Sarg nach der voraussichtlichen Ankunft am Nachmittag in einer Kolonne zur Präsidentenbibliothek gebracht. Dort soll Bush an der Familiengrabstelle in der Nähe seiner Frau Barbara und ihrer Tochter Robin bestattet werden. Robin starb 1953 im Alter von drei Jahren an Leukämie. Barbara starb am 17. April 2018 in ihrem Zuhause in Houston. Das Paar war 73 Jahre lang verheiratet. Das ist länger als jedes andere US-Präsidentenehepaar in der Geschichte.

An der Präsidentenbibliothek wird ein zeremonieller Überflug erwartet. Der Sarg soll dann einen Pfad entlang durch ein Waldgebiet über eine Brücke und über einen Bach für die Bestattung gefahren werden. An der Bestattungszeremonie nehmen Bushs Familienangehörige teil.

Standing Ovations bei Kennedy-Preis

Der Tod von George H.W. Bush hat auch die Verleihung des Kennedy-Preises für besondere Verdienste um die amerikanische Kultur überschattet. Bei der Gala am Sonntagabend (Ortszeit) in Washington gab es gleich zum Auftakt Standing Ovations für den Staatsmann, der am Freitag im Alter von 94 Jahren verstorben war.

Es sei nur angemessen, das „Ableben eines wunderbaren Mannes zu würdigen, der sein Leben dem Dienst widmete und in seiner Amtszeit an dieser Veranstaltung wohlwollend mehrmals teilnahm, dabei lachte, applaudierte, mitsang und sogar ganz oben in der Präsidentenloge eine Träne vergoß“, sagte Moderatorin Gloria Estefan.

Die kubanisch-amerikanische Sängerin gab noch Anekdoten über ihre Begegnung mit Bushzum Besten. Sie erinnerte sich an eine Einladung ins Weiße Haus, als Bush noch Präsident gewesen sei. Er habe damals „buchstäblich 45 Minuten damit“ verbracht, mit ihrem „achtjährigen Sohn geduldig darüber zu reden“, wie die Regierung funktioniere, erzählte die US-kubanische Sängerin. Nur wenige Tage nach ihrem Besuch im Weißen Haus sei ihr Tourbus in einen schweren Unfall verwickelt gewesen. Ihre Verletzung habe fast zu einer Lähmung geführt, und Präsident Bush habe sie im Krankenhaus angerufen.

 Die kubanische Sängerin Gloria Estefan bei der Verleihung des Kennedy-Preises.

Die kubanische Sängerin Gloria Estefan bei der Verleihung des Kennedy-Preises.

Foto: AFP/ROBERTO SCHMIDT

Der Ratsvorsitzende am Kennedy Center, David Rubenstein, würdigte George H.W. Bushebenfalls. Er denke oft an die Werte, die Bush im öffentlichen Dienst vermittelt habe. „Ich habe noch nie einen ehrlicheren Mann, eine wohltätigere Person, eine echtere Person kennengelernt.“

Um Amtsinhaber Donald Trump hätte es bei der Kennedy-Preis-Gala im vergangenen Jahr fast einen Eklat gegeben: Etliche Geehrte - allen voran der linke TV-Produzent Norman Lear - drohten mit einem Boykott, falls Trump kommen würde. In diesem Jahr gab es zwar keine Drohungen dieser Art, doch gaben die Trumps vor drei Wochen bekannt, dass sie auch diesmal nicht zur Verleihung erscheinen würden. Damit ist Trump der erste US-Präsident, der gleich zwei Kennedy-Preis-Verleihungen verpasst hat. Am Sonntagmorgen waren er und die First Lady vom G20-Gipfel in Buenos Aires nach Washington zurückgekehrt.

Mit dem Kennedy-Preis ehren die USA jedes Jahr Stars, die sich durch Musik, Tanz, Gesang oder die darstellenden Künste um die Kultur verdient gemacht haben. Zu den Preisträgern gehören in diesem Jahr die Sängerin und Schauspielerin Cher, der Komponist Philip Glass, Countrymusik-Legende Reba McEntire, Jazz-Ikone Wayne Shorter und das Produzententeam hinter dem Musical „Hamilton“, das die Geschichte eines der Gründerväter Amerikas erzählt. Auf dem Roten Teppich sagte Cher zuvor, sie sei ehrlich überrascht von der Auszeichnung. „Ich hätte nie gedacht, dass ich die richtige Person dafür bin, weil ich ein bisschen verrückt bin“, bekannte die 72-jährige Popikone.

(hebu/dpa/AP)
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