Nach über zwei Wochen Timoschenko will Hungerstreik beenden

Charkiw · Julia Timoschenko will ihren Hungerstreik beenden. Am (morgigen) Mittwoch soll die ehemalige Ministerpräsidentin der Ukraine vom Gefängnis in ein Krankenhaus verlegt werden, wo der deutsche Neurologe Lutz Harms sie dabei betreuen wird, sagte Timoschenkos Anwalt am Dienstag.

Julia Timoschenko und ihre Verletzungen
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Die Regierung des Landes rückt indessen immer weiter ins politische Abseits. Nach Boykottankündigungen - darunter auch des deutschen Präsidenten Joachim Gauck - musste sie ein Gipfeltreffen der zentral- und osteuropäischen Staatschefs in Jalta verschieben.

Das ukrainische Außenministerium erklärte am Dienstag, das Gipfeltreffen in Jalta am Schwarzen Meer werde nicht wie geplant am Freitag und Samstag stattfinden, sondern zu einem späteren Zeitpunkt. Wegen des Streits um den Umgang mit Timoschenko sieht sich die Ukraine auch Drohungen zu einem Boykott der Spiele der Fußball-EM in der Ukraine im Juni gegenüber.

Deutschland drängt Ukraine zum Handeln

Die deutsche Regierung drängt die Ukraine nach der Absage des Treffens zum Handeln. "Es wird aus Sicht von Außenminister Westerwelle nun immer deutlicher, dass der Umgang der Ukraine mit Fragen der Rechtsstaatlichkeit ihre Partner und Freunde verstört hat", sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes am Dienstag. "Vor diesem Hintergrund sollte die Ukraine aus seiner Sicht endlich alle anstehenden Fragen im europäischen Geiste angehen und die bestehenden Zweifel und Defizite ausräumen."

Die Bemühungen zur Freilassung Timoschenkos und zur Beendigung der Misshandlungen, denen sie angeblich im Gefängnis ausgesetzt ist, ist in den vergangenen Wochen zu einem zentralen Thema für die Menschenrechtspolitik der Europäischen Union geworden. Timoschenko war wegen Amtsmissbrauchs zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Am 20. April war sie aus Protest gegen ihre Behandlung in den Hungerstreik getreten.

Deutscher Arzt betreut geschwächte Timoschenko

Am Dienstag stimmte sie aber einer Verlegung in ein örtliches Krankenhaus zu, wie ihr Anwalt Sergej Wlasenko mitteilte. "Timoschenko ist bereit, sich morgen, in das Krankenhaus verlegen und sich von dem Neurologie-Professor aus der Berliner Charité, Professor Dr. Lutz Harms, erst einmal aus dem Hungerstreik herauszuführen zu lassen", sagte Wlasenko. Der Spezialist habe ihr klargemacht, dass eine Fortsetzung des Hungerstreiks und eine weitere Nichtbehandlung des Bandscheibenvorfalls, zu bleibenden Schäden führen kann.

Ihre Mutter lege großen Wert auf die Behandlung deutscher Ärzte, weil sie kein Vertrauen zu den ukrainischen Gesundheitsbehörden habe, sagte die Tochter der Oppositionsführerin, Jewgenija Timoschenko.

Nach Angaben des deutschen Neurologen hat die knapp 1,55 Meter große, rund 50 Kilogramm schwere Timoschenko in den letzten zwei Wochen stark an Gewicht verloren. "Sie sieht elend aus, man kann per Augenschein sagen, dass sie ernsthaft krank ist", sagte Harms der dapd.

(AFP/dapd)
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