Einsatz gegen Islamisten in Mali Timbuktu: Islamisten zerstören wertvolle Bibliothek

Timbuktu · Die malischen Rebellen verlieren immer mehr die Kontrolle über wichtige Orte im Norden des Landes. Französische Soldaten rückten am Montag in die Stadt Timbuktu ein, wie ein Militärsprecher am Abend in Paris mitteilte.

Französische Soldaten kämpfen in Mali
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Es habe keine Kämpfe mit den Islamisten gegeben, doch die Stadt sei noch nicht vollständig unter Kontrolle, sagte Sprecher Thierry Burkhard.

Die Extremisten zündeten allerdings in der Wüstenstadt eine berühmte Bibliothek an und verbrannten wertvolle historische Schriften. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) würdigte den Fahrplan der malischen Regierung für einen Übergang nach dem Ende der Kämpfe.

Zuvor hatte das Militär gemeldet, französische und einheimische Soldaten kontrollierten den Flugplatz und die Zufahrtsstraßen nach Timbuktu. Der Flugplatz sei mit Unterstützung aus der Luft ohne einen Schuss eingenommen worden, sagte der französische Militärsprecher Thierry Burkhard.

"Jetzt ist es an den malischen Soldaten, die Stadt zu übernehmen". Das malische Präsidentenbüro schrieb im Kurznachrichtendienst Twitter, dass Franzosen und Malier bereits in Timbuktu seien und die Stadt nach Extremisten durchkämmten.

Berühmte Ahmed-Baba-Bibliothek angezündet

Laut einem malischen Offizier, den der Radiosender France Info zitierte, drangen die Einheiten aber noch nicht ins Stadtzentrum vor. Die Islamisten verbrannten vor ihrem Rückzug historische Manuskripte. "Es ist wirklich alarmierend, dass das passierte", sagte der Bürgermeister von Timbuktu, Halle Ousmane, der Nachrichtenagentur AP. Alle wichtigen alten Manuskripte seien angezündet worden. "Das ist die Geschichte von Timbuktu, seiner Bevölkerung". Die Schriften standen im berühmten Ahmed-Baba-Institut.

Rund 20.000 altertümliche Manuskripte gehören in Timbuktu zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die Mausoleen der Stadt, die ebenfalls auf der Welterbe-Liste standen, hatten die Islamisten im vergangenen Jahr in Brand gesetzt.

Erst am Samstag hatten Franzosen die strategisch wichtige Stadt Gao eingenommen. Unter Kontrolle der Islamisten, die den französischen Soldaten kaum Widerstand leisten, ist im Norden Malis noch die Provinzhauptstadt Kidal. Dort wird auch der Anführer der islamistischen Gruppierung Ansar Dine vermutet.

Mali werde "Schritt für Schritt" befreit, sagte der französische Außenminister Laurent Fabius dem Fernsehsender France 2. Die Islamisten verfolgten aber eine "Strategie des Ausweichens" und könnten in den Norden zurückkehren, warnte Fabius. Experten gehen davon aus, dass die Islamisten sich in Verstecke in der Wüste zurückziehen, wo sie nur schwer zu finden sind.

Wie Westerwelle begrüßte auch Fabius den Fahrplan für den Übergang, der Wahlen und Verhandlungen mit den nicht-extremistischen Gruppen im Norden vorsieht.

Westerwelle sieht in Road Map "gute Grundlage"

"Mit der Road Map haben wir eine gute Grundlage für die Hilfe der internationalen Gemeinschaft", sagte Westerwelle. "Die notwendigen militärischen Operationen, die mehr und mehr in afrikanischer Hand liegen, müssen jetzt mit den politischen Handlungssträngen verknüpft werden."

Frankreich war den malischen Truppen vor gut zwei Wochen im Kampf gegen die Extremisten zu Hilfe gekommen. Unterstützt werden die Franzosen von Soldaten anderer afrikanischer Staaten. Italien verschob am Montag seine Hilfe auf die Zeit nach der Parlamentswahl im Februar.

Deutschland hat zwei Transall-Maschinen im Einsatz. Aus Frankreich kam außerdem die Bitte um Hilfe bei der Betankung von Kampfflugzeugen in der Luft. Dazu habe Deutschland vier Tankflugzeuge, für die allerdings noch die Lizenzierung fehle, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Dieser Prozess solle nun "zeitnah" nachgeholt werden. Der SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold plädierte für eine Ausweitung des deutschen Engagements im Mali-Konflikt.

(dpa/AFP/das)
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