Nach dem Terror in Bombay Terroristen wollten Taj Mahal sprengen

Bombay (RPO). Ein 60-stündiger Terror-Alptraum ist am Samstag in Bombay mit der Erstürmung des Luxushotels Taj Mahal. Offenbar wollten die Terroristen das Hotel komplett in die Luft sprengen. Ein festgenommener Attentäter, ein 21-jähriger Pakistaner, habe bei seiner Vernehmung gesagt, das historische Gebäude sollte in Schutt und Asche gelegt werden, berichten indische Medien.

November 2008: Terrorangriff in Bombay
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Es waren offenbar nur zehn Terroristen, die in der 18 Millionen Einwohner zählenden Stadt drei Tage lang Angst und Schrecken verbreiteten. Mindestens 195 Menschen wurden getötet. Unter den Opfern waren auch 18 Ausländer, darunter offenbar drei Deutsche. Unklar war nach wie vor, wer die Angreifer und ihre Hintermänner waren. In Indien richtete sich der Verdacht auf den Nachbarn Pakistan. Die Regierung in Islamabad wies aber jede Verwicklung entschieden zurück.

Soldaten werden von Bürgern Bombays gefeiert

Die Soldaten der indischen Eliteeinheit, die das Taj Mahal gestürmt und die letzten Angreifer getötet hatten, wurden vor dem Hotel von zahlreichen Menschen gefeiert. Ihnen wurden Blumen überreicht. Sie dürften über ihren Einsatz nichts sagen, erklärte einer, sie hätten aber seit dem Beginn der Kämpfe am Mittwochabend nicht geschlafen.

Der Regierungschef des Staates Maharashtra, Vilasrao Deshmukh, sprach am Samstag von lediglich zehn Angreifern. "Neun wurden getötet und einer wurde festgenommen", sagte Deshmukh. Bei dem überlebenden Verdächtigen handle es sich um einen pakistanischen Staatsbürger, sagte Deshmukhs Stellvertreter, R. R. Patil. Die Attentäter hätten über eine technisch ausgereifte Ausrüstung verfügt und GPS, Handys und Satellitentelefone zur Kommunikation benutzt. "Sie standen ständig in Kontakt mit einem anderen Land", sagte Patil.

Regierung beschuldigt Extremisten aus Pakistan

Verschiedene indische Regierungsvertreter, darunter Außenminister Pranab Mukherjee, äußerten den Verdacht, dass Extremisten aus Pakistan für die Anschläge verantwortlich sind. Die Regierung in Islamabad sagte ihre Kooperation bei den Ermittlungen zu, eine erste Ankündigung, den Geheimdienstchef nach Indien zu entsenden, wurde aber am Samstag zurückgezogen. Stattdessen sollte ein Mitarbeiter niedrigeren Ranges kommen. Aus den USA machten sich Experten der Bundespolizei FBI auf den Weg nach Indien. Unter den Todesopfern sind sechs Amerikaner.

"Die Operation ist vorbei"

Der Sturm der Eliteeinheiten auf die im Taj Mahal verschanzten Terroristen war mit schweren Waffen vorbereitet worden. Es gab heftige Explosionen, ein Teil des 595 Zimmer zählenden Hotels stand in Flammen, Rauch stieg aus dem Gebäude auf. Der Polizeichef von Bombay, Hasan Ghafoor, teilte schließlich mit: "Die Operation ist vorbei." Der Chef der Kommando-Einheit der Nationalen Sicherheitsgarde, J.K. Dutt, sagte: "Dort waren drei Terroristen, wir haben sie getötet." Auch ein Major seiner Einheit sei umgekommen. Insgesamt wurden mindestens 20 indische Polizisten und Soldaten getötet.

Stunden vor der Befreiung des Taj-Mahal-Hotels hatten Elitekommandos bereits zwei andere Schauplätze der Terrorwelle gestürmt, das Hotel Oberoi sowie das Chabad-Lubavitch-Zentrum. In der jüdischen Einrichtung wurden die Leichen von acht Geiseln entdeckt, wie das israelische Außenministerium am Samstag bestätigte. Unter den Toten waren ein aus New York stammender Rabbiner und seine Frau. Der zweijährige Sohn des Paares war bereits am Donnerstag von einer Angestellten in Sicherheit gebracht worden.

Im Oberoi wurden 24 Leichen gefunden. Dutzende Menschen, darunter 20 Angestellte der Fluggesellschaften Lufthansa und Air France, wurden gerettet.

In einem verlassenen Fischerboot vor der Küste von Bombay entdeckte die indische Marine eine Leiche. Marinesprecher Manohar Nambiar erklärte am Samstag, es werde untersucht, ob das Boot zur Vorbereitung der Terroranschläge benutzt wurde. Örtliche Medien berichteten, die Attentäter hätten das Fischerboot entführt, das im pakistanischen Karachi losgefahren sei. Bei dem Toten handele es sich um den Skipper.

Überlebende nach Paris ausgeflogen

Mit einem Flugzeug der französischen Regierung trafen am Samstag 77 Überlebende der Terroranschläge in Paris ein. An Bord der Maschine waren laut Außenministerium 29 Franzosen, 17 Spanier und 19 Italiener sowie Bürger aus Deutschland, Polen, Kasachstan, Griechenland, den Niederlanden, dem Kongo, der Schweiz und Algerien. Auch zwei Europa-Abgeordnete seien ausgeflogen worden.

(ap)
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