Jerusalem Terroranschlag vor Obamas Hotel

Jerusalem (RPO). Nur wenige Wochen nach der tödlichen Amokfahrt in Jerusalem hat erneut ein Palästinenser in der israelischen Stadt mit einem Bagger Panik ausgelöst und 16 Menschen verletzt. Der 22-jährige Baggerfahrer rammte mehrere Autos, bevor er von Sicherheitskräften erschossen wurde. Der Anschlag ereignete sich vor dem Hotel, in dem der US-Senator die Nacht verbringen soll.

Bagger rast auf Obamas Hotel zu
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An Bord eines gelben Schaufelbaggers versuchte der Palästinenser zunächst, einen Bus umzustoßen, wie der Jerusalemer Polizeichef Aharon Franco sagte. Als dieser entkam, habe der Mann das Baufahrzeug auf mehrere geparkte Autos zugesteuert und diese beschädigt. Ein israelischer Zivilist habe dann das Feuer auf den Fahrer eröffnet, ihn aber nicht getroffen. Ein Grenzposten erschoss schließlich den Palästinenser, wie Franco weiter sagte. Dieser sprang demnach von hinten auf den Schaufelbagger und tötete den Täter. Während seiner Amokfahrt verletzte der Mann nach Angaben des Rettungsdienstes 16 Menschen, einen davon schwer am Bein.

Die Polizei sprach von einem Terroranschlag, verübt von einem Palästinenser aus dem arabischen Osten der Stadt. Bei einem ähnlichen Übergriff in Jerusalem wurden erst Anfang des Monats drei Menschen getötet und Dutzende verletzt.

Auch dieser Täter kam aus Ostjerusalem und hatte eine Aufenthaltserlaubnis für Israel. Der Anschlag am Dienstag ereignete sich in einem belebten Viertel mitten in der Stadt. Drei Autos wurden von dem Frontlader schwer beschädigt, eines davon stürzte um. Die Polizei fahndete nach zwei Verdächtigen, die vom Tatort geflüchtet sein sollen.

Bein teilweise abgetrennt

Der Fahrer des gerammten Busses berichtete im Fernsehsender Kanal 10, der Täter habe das Fahrzeug gezielt mit der Schaufel des Frontladers verfolgt und drei Anläufe genommen. Ein Augenzeuge sagte, der Mann habe den Bus seitlich getroffen und anschließend mit hoher Geschwindigkeit Autos, die an einer roten Ampel warteten, ins Visier genommen. "Er hat nichts gerufen, er hat einfach nur immer wieder Autos gerammt", sagte Mosche Schimschi. Zu den Verletzten zählten eine Mutter und ihr Baby. Der Rettungsdienst erklärte, einem der Verletzten sei ein Bein teilweise abgetrennt worden.

"Dies war ein weiterer Versuch, unschuldige Menschen in einem sinnlosen Terrorakt umzubringen", erklärte der israelische Regierungssprecher Mark Regev. Der Bürgermeister von Jerusalem, Uri Lupolianski, sagte: "Sie erfinden immer neue Wege, uns anzugreifen. Jedes Arbeitswerkzeug ist zur Waffe geworden."

Die drei jüngsten Anschläge in Jerusalem wurden jeweils von Palästinensern aus dem Ostteil der Stadt verübt. In dem 1967 von Israel annektierten Gebiet leben 208.000 Palästinenser - knapp ein Drittel der Gesamtbevölkerung der Stadt. Sie sind keine Israelis, dürfen sich aber im Gegensatz zu Palästinensern aus dem Westjordanland frei in Israel bewegen. Viele von ihnen arbeiten bei Baufirmen im jüdischen Teil Jerusalems.

Abbas droht mit Rückzug von Sicherheitskräften

Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas drohte derweil mit dem Abzug seiner Sicherheitskräfte aus den Städten des Westjordanlands, wenn Israel seine dortigen Razzien nicht einstellt. Diese Militäraktionen schwächten seine Position und seien eine Missachtung der palästinensischen Polizei, sagte Abbas am Dienstag vor Abgeordneten seiner Fatah. Dies werde er auch bei seinem nächsten Treffen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert am kommenden Donnerstag zur Sprache bringen.

Der israelische Präsident Schimon Peres empfing Abbas unterdessen zu Gesprächen über den Nahost-Friedensprozess in seinem Amtssitz in Jerusalem. Es war das erste Mal, dass ein palästinensischer Präsident in dieses Gebäude kam. "Die Israelis haben einen brennenden Wunsch, Frieden mit den Palästinensern zu erzielen", sagte Peres. Er hat sich jahrzehntelang für die Friedensbemühungen im Nahen Osten engagiert und wurde 1994 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Obama wollte am Dienstagabend in Israel eintreffen und im King-David-Hotel übernachten, das nur wenige hundert Meter entfert von dem Anschlagsort liegt. Während eines zweitägigen Aufenthalts im Nahen Osten wollte er mit Olmert und Abbas zusammentreffen, um über den stockenden Friedensprozess zu sprechen. Die israelische Polizei erklärte, Obama werde während seines Besuch durch umfassende Sicherheitsmaßnahmen geschützt.

(ap)
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