Anti-Terror-Einsatz in Sri Lanka Polizei findet 16 Tote nach Explosionen in umstelltem Haus

Colombo · Bei dem Sturm auf ein mutmaßliches Versteck von Anhängern der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat in Sri Lanka haben sich drei Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt und dabei drei Frauen und sechs Kinder mit in den Tod gerissen.

 Soldaten haben sich in der Nähe des Hauses positioniert, in dem die Leichen gefunden wurden.

Soldaten haben sich in der Nähe des Hauses positioniert, in dem die Leichen gefunden wurden.

Foto: AFP/STRINGER

Drei weitere Männer, ebenfalls mutmaßliche Selbstmordattentäter, seien außerhalb des Hauses von Sicherheitskräften erschossen worden, erklärte die Polizei am Samstag. Ein Passant geriet zwischen die Fronten und wurde erschossen, insgesamt starben bei der Razzia 16 Menschen.

Anschlag auf Kirchen und Hotels in Sri Lanka: Bilder zeigen dramatische Szenen
11 Bilder

Tote und Verletzte bei Anschlag auf Kirchen und Hotels in Sri Lanka

11 Bilder
Foto: AFP/ISHARA S. KODIKARA

Der Geheimdienst geht davon aus, dass es sich bei dem Haus in Kalmunai, rund 370 Kilometer östlich der Hauptstadt Colombo, um ein Versteck von IS-Unterstützern handelte. Das Staatsfernsehen zeigte Bilder von verkohlten Körpern und mindestens einem bewaffneten Mann. Aufnahmen aus dem Inneren des Hauses zeigen Sprengstoff, einen Generator, eine Drohne und zahlreiche Batterien.

Einen der Selbstmordanschläge beging demnach NTJ-Anführer Zahran Hashim. Er stammt aus der Provinz, in der Kalmunai und der Ort Sammanthurai liegen. Nach Behördenangaben werden derzeit DNA-Proben eines abgetrennten Kopfes untersucht, um sicherzustellen, dass es sich bei der am Tatort gefundenen Leiche tatsächlich um Hashim handelt.

Die Polizei erklärte, eine Reihe von Hinweisen nach der Festnahme von Hashims Fahrer habe sie zu dem Versteck geführt. Polizisten oder Soldaten wurden bei der Razzia nach offiziellen Angaben nicht verwundet. Eine Frau und ein Kind mussten mit Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden. Rund 600 Menschen flohen in Panik aus einer nahegelegenen Siedlung.

Der Einsatz erfolgte wenige Stunden nach einer Razzia in Sammanthurai. In einem Gebäude in dem Ort sollen radikale Islamisten vor den Anschlägen ein Video gedreht haben, in dem sie IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi die Treue schworen.

Bei der Razzia wurden unter anderem 150 Stangen Dynamit und eine IS-Flagge sichergestellt. "Wir haben den Hintergrund gefunden, vor dem die Gruppe ihr Video aufgenommen hat", hieß es in einer Erklärung der Polizei.

Die Regierung und Behörden in Sri Lanka stehen nach den Anschlägen unter großem Druck, da es im Vorfeld konkrete Hinweise gegeben hatte, denen nicht nachgegangen wurde.

Nach Angaben von Sri Lankas Präsident Maithripala Sirisena wurden inzwischen 94 Verdächtige festgenommen. Sirisena sagte am Freitag, man wisse nun von etwa 140 Menschen in Sri Lanka, die Verbindungen zum IS hätten. Sein Büro teilte am Samstag mit, der Präsident habe mithilfe von Notstandsbefugnissen die NTJ und die Splittergruppe Jamathei Millathu Ibraheem (JMI) verboten.

Regierungschef Ranil Wickremesinghe entschuldigte sich am Freitag für die Fehler im Vorfeld der Anschläge. "Wir übernehmen gemeinsam die Verantwortung und entschuldigen uns bei unseren Mitbürgern", schrieb er im Kurzbotschaftendienst Twitter.

Colombos Erzbischof Malcolm Ranjith hält am Sonntag an seinem Wohnsitz einen Sondergottesdienst ab, der live im Fernsehen übertragen wird. Zuvor hatte Ranjith die Katholiken in Sri Lanka aufgerufen, zuhause zu bleiben und dort zu beten. Es wird dennoch erwartet, dass einige Gruppen Mahnwachen an den Schauplätzen der Anschläge halten werden.

Bei Anschlägen auf mehrere Kirchen und Hotels in Sri Lanka waren am Ostersonntag nach Behördenangaben 253 Menschen getötet worden, darunter zahlreiche ausländische Urlauber. Die Regierung macht die Islamistengruppe National Thowheeth Jama'ath (NTJ) für die Attacken verantwortlich.

. Die Polizei warnte danach vor neuen Anschlägen durch Islamisten in dem Inselstaat. Obwohl sich Dutzende Verdächtige in Gewahrsam befanden, waren einige noch auf freiem Fuß.

(felt/mro/dpa/AFP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort