Wegen „Unzucht“ und Drogenhandel Taliban lassen 27 Menschen mit Stockhieben bestrafen

Kabul · Die radikalislamischen Taliban in Afghanistan haben 27 Männer und Frauen mit Stockhieben öffentlich bestraft. Mehr als 1000 Menschen sollen bei der Vollstreckung der Strafe in einem Stadion zugeschaut haben.

Afghanische Männer essen in einem Drogenrehabilitationszentrum in Kabul – Drogenhandel wird mit Stockschlägen bestraft.

Afghanische Männer essen in einem Drogenrehabilitationszentrum in Kabul – Drogenhandel wird mit Stockschlägen bestraft.

Foto: dpa/Oliver Weiken

Einen Tag nach der öffentlichen Hinrichtung eines Mannes haben die radikalislamischen Taliban in Afghanistan 27 Menschen mit Stockhieben öffentlich bestraft. Unter den 27 „Kriminellen“ seien auch neun Frauen, teilte der Oberste Gerichtshof am Donnerstag mit. Sie erhielten in Tscharikar, der Hauptstadt der Provinz Parwan, jeweils zwischen 20 und 39 Stockhiebe.

Laut Gericht waren sie unter anderem wegen „Unzucht“, falscher Zeugenaussage, Fälschung, Drogenhandels, „Ausschweifungen“, Raubs und „illegaler Beziehungen“ verurteilt worden. Mehr als 1000 Menschen sahen der Vollstreckung der Strafe in einem Stadion zu, wie ein Augenzeuge der Nachrichtenagentur AFP sagte.

Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid wies Kritik an der Strafaktion zurück. Darin zeige sich ein Mangel an „Respekt für den Glauben, die Gesetze und die internen Angelegenheiten der Muslime“. Jeder der „Kriminellen“ habe seine „Verbrechen“ vor Gericht gestanden und „war zufrieden mit seiner Strafe“, teilte das Gericht weiter mit.

Einen Tag zuvor hatten die Taliban erstmals seit ihrer Rückkehr an die Macht einen Menschen öffentlich hinrichten lassen. Der wegen Mordes verurteilte Mann wurde nach Angaben der Taliban vor mehreren hundert Menschen in der Provinz Farah vom Vater des Opfers erschossen. Die Hinrichtung sei nach dem im islamischen Recht zulässigen Vergeltungsprinzip erfolgt.

Mitte November hatte Taliban-Chef Hibatullah Achundsada die Richter des Landes zur vollen Umsetzung des islamischen Rechts und seines Strafenkatalogs aufgefordert – dazu gehören öffentliche Hinrichtungen, Steinigungen und Auspeitschungen sowie bei Dieben die Amputation von Gliedmaßen.

Die radikalislamischen Taliban hatten bei ihrer erneuten Machtübernahme im August vergangenen Jahres zunächst angekündigt, weniger hart vorgehen zu wollen als während ihrer ersten Herrschaft von 1996 bis 2001. Inzwischen aber wird die Miliz immer radikaler.

(kj/afp)
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