Syriens Staatschef Assad "Chemiewaffenangriff zu hundert Prozent konstruiert"

Damaskus · Erstmals äußert sich der syrische Präsident zum mutmaßlichen Chemiewaffenangriff von Chan Scheichun: Nach den Worten von Baschar al-Assad ist der Vorfall zu "hundert Prozent konstruiert".

Assad warf dem Westen und vor allem den USA in einem Exklusiv-Interview mit der Nachrichtenagentur AFP in Damaskus vor, den angeblichen Chemiewaffenangriff als "Vorwand" für den US-Luftangriff auf die syrische Armee genutzt zu haben. Die syrische Armee verfüge über keine Chemiewaffen mehr.

Zudem sieht der syrische Staatschef Baschar al-Assad die Schlagkraft der eigenen Armee durch den US-Luftangriff von vergangener Woche in keiner Weise beeinträchtigt. "Unsere Feuerkraft, unsere Fähigkeit, die Terroristen anzugreifen, ist durch den Angriff nicht beeinträchtigt worden", sagte Assad weiter.

Die USA hatten in der Nacht zum Freitag als Vergeltung für den mutmaßlichen Giftgasangriff in Chan Scheichun mit dutzenden Toten einen syrischen Luftwaffenstützpunkt angegriffen. Zu den bisherigen Friedensverhandlungen zu Syrien sagte er, dass Washington nicht ernsthaft an einer politischen Lösung interessiert sei.

"Die USA meinen es nicht ernst in ihrem Bemühen um eine politische Lösung", sagte Assad. "Sie wollen den politischen Prozess nutzen, um die Terroristen zu schützen." Mit dem Begriff Terroristen bezog sich Assad auf die Rebellen im Land.

Bundesaußenminister Sigmar Gabriel hat an die USA und Russland appelliert, sich gemeinsam um eine politische Lösung in Syrien zu bemühen. "Es geht nicht anders, als Russland zurück an den Verhandlungstisch zu bekommen. Das ist die einzige Chance, die wir haben", sagte er am Donnerstag bei seiner Balkan-Reise im kosovarischen Pristina der Deutschen Welle. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass in Syrien stellvertretend ganz andere Konflikte ausgetragen würden. "Ein Stellvertreterkonflikt - zum Beispiel zwischen Iran und Saudi-Arabien - ist es ja längst."

Nach dem mutmaßlichen Giftgasangriff auf einen von Rebellen kontrollierten Ort in Syrien und dem anschließenden US-Vergeltungsschlag gegen die Streitkräfte von Präsident Baschar al-Assad ist das Verhältnis zwischen den USA und Russland auf einem neuen Tiefpunkt angelangt. Gabriel setzt sich deshalb für ein möglichst schnelles Treffen der Syrien-Unterstützergruppe ein, der mit dem Iran und Russland auch die wichtigsten Alliierten Assads angehören. Die USA, Deutschland, aber auch arabische Länder wie die Regionalmacht Saudi-Arabien zählen zu den Gegnern Assads und sehen keine Zukunft Syriens mit dem Präsidenten.

(felt/AFP/dpa)
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