Symbol syrischer Regierungsmacht IS sprengt berüchtigtes Gefängnis von Palmyra
Beirut · Die Terrormiliz Islamischer Staat hat in der syrischen Stadt Palmyra ein berüchtigtes Gefängnis gesprengt, das als Symbol der Regierungsmacht galt.
Der Komplex sei zum Zeitpunkt der Detonation am Samstag leer gewesen, erklärte die der Opposition nahestehende Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Der IS selbst gab die Sprengung im Internet bekannt. Anhänger veröffentlichten Bilder, auf denen graue Wolken über den Gebäuden zu sehen sind. In den Staatsmedien gab es keine entsprechenden Berichte. Was mit den Gefangenen geschah, wurde zunächst nicht bekannt.
Amnesty International hatte das Hochsicherheitsgefängnis 2001 als Ort beschrieben, der "bei den Gefangenen das größte Leid, die größten Erniedrigungen und die größten Ängste" hervorrufen sollte. Das Gefängnis gilt als Symbol für die Brutalität des syrischen Machthabers Baschar al-Assad und vor allem seines Vorgängers und Vaters Hafis al-Assad. Dieser ließ dort in den 1980er Jahren hunderte Häftlinge töten.
Über Jahre wurden in Palmyra politische Gefangene festgehalten und gefoltert. Seit Beginn des Aufstands gegen Baschar al-Assad und seine Regierung im Jahr 2011 waren dort vor allem Abtrünnige und Deserteure untergebracht. Vor dem Fall Palmyras wurden diese der Beobachtungsstelle zufolge in andere Gefängnisse des Landes verlegt.
Die Exilopposition, die sowohl Assad als auch den IS bekämpft, bedauerte die Zerstörung des Gefängnisses. Im Kurzmitteilungsdienst Twitter kritisierte der Oppositionelle Mohammed Sarmini, dass damit der "Beweis für die Verbrechernatur des Assad-Clans" beseitigt werde.
Der IS hatte Palmyra Mitte Mai erobert. International wurden Sorgen laut, die Islamisten könnten die antiken Ruinen in der Nähe der Stadt zerstören, die zum Weltkulturerbe gehören. Diese sind Berichten zufolge bislang jedoch erhalten geblieben. Die Angaben aus Syrien können kaum überprüft werden.
Der Fall Palmyras gehört zu mehreren Niederlagen im Bürgerkrieg, die die Regierung von Präsident Baschar al-Assad in jüngster Zeit erlitten hat. Die Beobachtungsstelle warf der Armee vor, mindestens 59 Zivilisten bei einem Luftangriff auf die vom IS gehaltene Stadt Al-Bab getötet zu haben. Dabei seien Fassbomben eingesetzt worden. In den Staatsmedien war nur allgemein von Kämpfen die Rede. Die Regierung in Damaskus hat Berichte über den Einsatz der mit Metallsplitter gefüllten Fassbomben zurückgewiesen.
Der IS hat große Teile Syrien und des Iraks unter seine Kontrolle gebracht und dort ein Kalifat ausgerufen, eine besondere Form eines islamischen Gottesstaates. Auch in anderen Teilen der Region verüben ihre Anhänger Angriffe. Auf Twitter bekannte sich die Terrormiliz am Sonntag zu einem Selbstmordattentat nahe der libyschen Stadt Misrata, bei dem fünf Menschen getötet wurden. Vertreter des IS in Saudi-Arabien riefen dazu auf, die Arabische Halbinsel von Schiiten zu "säubern".
"Uns obliegt die Pflicht, sie zu töten", zitierte die US-Organisation Site, die Mitteilungen radikaler Gruppen überwacht, einen IS-Sprecher. Alle Sunniten müssten zusammenkommen, um "die Throne der Tyrannen" zu verbrennen. Die Gruppe hat sich in diesem Monat zu zwei Selbstmordanschlägen auf schiitische Moscheen im Osten Saudi-Arabiens bekannt. Dabei wurden 25 Menschen getötet.