Drama im Süden Syriens Regierungsoffensive treibt 270.000 Menschen in die Flucht

Amman · Im Süden Syriens hat eine Offensive der Regierungstruppen nach Angaben der UN hunderttausende Menschen in die Flucht getrieben. Seit Beginn der Kämpfe vor fast zwei Wochen seien rund 270.000 Menschen geflohen, teilte das Flüchtlingshilfswerk UNHCR am Montag mit.

 Libanesische Truppen ordnen syrische Flüchtlinge, die in ihren Fahrzeugen sitzen.

Libanesische Truppen ordnen syrische Flüchtlinge, die in ihren Fahrzeugen sitzen.

Foto: dpa/Bilal Hussein

Zuletzt hatte die Uno von rund 66.000 Flüchtlingen gesprochen.

"Wir sind davon ausgegangen, dass die Zahl der Vertrieben im Süden Syriens auf 200.000 steigen würde", sagte der UNHCR-Sprecher Mohammed Hawari in der jordanischen Hauptstadt Amman. "Aber sie hat jetzt schon in Rekordzeit die Zahl von 270.000 Menschen überschritten."

Die syrische Armee geht seit dem 19. Juni mit Unterstützung russischer Kampfflugzeuge mit einer großen Offensive gegen Rebellen im Süden des Landes vor. Dort wird unter anderem noch die Stadt Daraa in der gleichnamigen Provinz teilweise von den Aufständischen gehalten. Die Region grenzt an Israel und Jordanien.

Jordanien hat Grenzen geschlossen

Die meisten Flüchtlinge sind Richtung Jordanien geflohen, das jedoch seine Grenze geschlossen hält. Auch Israel kündigte am Sonntag an, keine syrischen Flüchtlinge ins Land zu lassen. Das kleine Jordanien beherbergt nach UN-Angaben bereits 650.000 syrische Flüchtlinge, die Regierung geht aber von einer inoffiziellen Zahl von 1,3 Millionen Syrern aus, die seit 2001 ins Land kamen.

Bereits 1000 tote Flüchtlinge im Jahr 2018 im Mittelmeer

Derweil sind bislang bereits mehr als 1000 Migranten in diesem Jahr beim Versuch ertrunken, von Libyen aus über das Mittelmeer in die Europäische Union zu gelangen. Allein in den vergangenen Tagen seien rund 200 Menschen ums Leben gekommen, weil Schlepper sie in seeuntauglichen Booten transportiert hätten, teilte die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Sonntagabend mit. "Es gibt einen alarmierenden Anstieg von Todesfällen im Meer vor der Küste Libyens", erklärte der IOM-Chef für das nordafrikanische Land, Othman Belbeisi. "Die Schlepper nutzen die Verzweiflung der Migranten aus, die fliehen wollen, bevor Europa weitere Maßnahmen ergreift, um die Überfahrten über das Mittelmeer zu unterbinden." Die Zahl der Migranten, die von Nordafrika auf dem Seeweg in die EU gelangen wollen, hat sich seit dem Höhepunkt im Jahr 2015 verringert. Statt Hunderttausenden sind es noch Zehntausende. Die zweite wichtige Route über die Türkei nach Griechenland, die 2015 mehr als eine Million Menschen nutzte, ist seit zwei Jahren praktisch dicht. Der Anstieg der Migrantenzahl in den vergangenen Tagen liege vermutlich am günstigen Wetter und am Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan, erklärte IOM-Sprecher Leonard Doyle. "Aber ich denke, es wird auch in der ganzen Welt gesehen, dass die Europäische Union sich um einen besseren Umgang mit dem Thema bemüht." Die Schlepper versuchten vermutlich, Geschäfte zu machen, solange das möglich sei, sagte Doyle. "Für Schlepper geht Profit immer vor Sicherheit." Die libysche Küstenwache hat allein von Freitag bis Sonntag fast 1000 Migranten auf See aufgebracht und zurück an Land transportiert und in Auffanglagern festgehalten. In diesem Jahr waren es bislang rund 10.000 Menschen.

(felt/AFP/REU)
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