Trotz UN-Sanktionen Nordkorea feuert erneut mehrere Raketen ab

Seoul · Nordkorea hat am Donnerstag erneut mehrere Raketen zu Testzwecken abgefeuert. Das berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf das südkoreanische Militär.

 UN Botschafter stimmen am 02.06.2017 im UN-Sicherheitsrat für eine Resolution gegen Nordkorea, die Strafmaßnahmen gegen zwei staatliche Unternehmen vorsieht.

UN Botschafter stimmen am 02.06.2017 im UN-Sicherheitsrat für eine Resolution gegen Nordkorea, die Strafmaßnahmen gegen zwei staatliche Unternehmen vorsieht.

Foto: dpa, BM htf

Nordkorea hat am Donnerstag nach Angaben des südkoreanischen Verteidigungsministerium offenbar mehrere Schiffsabwehrraketen abgefeuert. Die Kurzstreckenraketen seien nach 200 Kilometer Flug ins Japanische Meer gestürzt, teilte das Verteidigungsministerium in Seoul mit. Nordkorea hatte trotz bestehender UN-Resolutionen und -Sanktionen zuletzt mehrfach Raketentests vorgenommen.

Von Wonsan in der Provinz Gangwon an der Ostküste seien mehrere "nicht identifizierte Geschosse abgefeuert" worden, teilte das Ministerium in Seoul mit. Die Regierung in Südkorea gehe davon aus, dass es sich um sogenannte Seezielflugkörper gehandelt habe, also Marschflugkörper, die gegen Schiffe eingesetzt werden können. Südkorea habe seine Beobachtungsmaßnahmen hinsichtlich möglicher Bedrohungen ausgeweitet, teilte das Ministerium mit. Ein Sprecher des südkoreanischen Generalstabs sagte, es gehe bei den Tests um Beweise für die "Präzision" von Raketeneinsätzen. Ein Verstoß gegen UN-Sanktionen scheine nicht vorzuliegen.

Nordkorea hat nach eigenen Angaben seit 2006 fünf Atomwaffentests vorgenommen, davon zwei im vergangenen Jahr. Zugleich arbeitet die Führung in Pjöngjang an der Entwicklung von Langstreckenraketen, mit denen atomare Sprengköpfe bis in die USA getragen werden könnten.

Tests mit Marschflugkörpern widersprächen nicht den UN-Beschlüssen, sagte der südkoreanische Militärexperte Lee Il Woo der Nachrichtenagentur AFP. Diese Geschosse flögen langsamer als ballistische Raketen und könnten von Flugabwehrgeschützen erreicht werden.

"Nordkorea hat die Raketentests verstärkt, um der Welt zu vermitteln, dass es sich durch internationale Sanktionen niemals auf die Knie zwingen lässt", sagte Yang Moo Jin von der Universität für Nordkorea-Studien. Zudem wolle die Führung in Pjöngjang ihre "Unzufriedenheit" darüber zum Ausdruck bringen, dass am Dienstag das US-Atom-U-Boot "USS Cheyenne" im südkoreanischen Hafen Busan eingetroffen sei.

Am vergangenen Freitag hatte der UN-Sicherheitsrat die Sanktionen gegen Nordkorea ausgeweitet. Der Rat verabschiedete einstimmig Strafmaßnahmen gegen eine Reihe von Einzelpersonen, Handelsfirmen, eine Bank sowie gegen die für strategische Raketen zuständige Einheit der nordkoreanischen Streitkräfte. Pjöngjang kündigte ungeachtet dessen an, sein Raketen- und Atomprogramm fortsetzen zu wollen.

Seit dem Amtsantritt des südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In Anfang Mai nahm Nordkorea insgesamt fünf Raketentests vor, darunter drei Tests mit ballistischen Raketen. Moon sagte am Donnerstag bei einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrats, Nordkorea werde im Gegenzug zu seinen "Provokationen nur internationale Isolation und wirtschaftliches Elend ernten". Eine Sprecherin des chinesischen Außenministeriums warb dafür, dem friedlichen Umgang und "Gesprächen" eine "weitere Chance" einzuräumen.

(Rpo/dpa/ap/afp)
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