Park Geun Hye erste Frau an der Spitze Südkorea wählt Diktatoren-Tochter zur Präsidentin

Düsseldorf · Zum ersten Mal hat Südkorea eine Frau an die Spitze des Landes gewählt. Die konservative Politikerin Park Geun Hye hat die Präsidentschaftswahl in gewonnen. Sie ist die Tochter des verstorbenen Diktators.

Südkorea: Park Geun Hye Frau zur Präsidentin gewählt
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Foto: afp, JUNG YEON-JE

Nach der Auszählung fast aller abgegebenen Stimmen entfiel auf Park ein Anteil von 51,6 Prozent. Moon konnte 48 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Die Differenz betrug mehr als eine Million Stimmen. Die anderen vier parteilosen Kandidaten spielten keine Rolle beim Wahlausgang. Mit der Wahl Parks rückt erstmals eine Frau an die Spitze des Landes.

Park Geun Hye ist eine der einflussreichsten konservativen Politikerinnen in Südkorea. "Lasst uns gut leben!" Im Wahlkampfendspurt in Südkorea ertönte wieder der Schlachtruf des einstigen Militärmachthabers Park Chung Hee. Ausgestoßen hat ihn Park Geun Hye, die designierte Präsidentin - und seine Tochter.

"Königin der Wahlen"

Im Wahlkampf versprach sie, das Wirtschaftswunder ihres Vaters zu wiederholen. Die älteste Tochter des früheren Diktators wurde im April zum fünften Mal in die Nationalversammlung in Seoul gewählt.

Der 60-jährigen Park hat es die regierende Saenuri-Partei nach Meinung von Beobachtern vor allem zu verdanken, dass sie bei den Wahlen ihre Mehrheit im Parlament behaupten konnte. Sie wird auch als "Königin der Wahlen" bezeichnet.

Zwischen März 2004 und Juni 2006 war sie Vorsitzende der Großen Nationalpartei, deren Name nach einer Führungskrise im Februar dieses Jahres in Saenuri umbenannt wurde. Von Dezember 2011 und Mai 2012 leitete sie ein Notkomitee der Partei.

Unverheiratet und kinderlos

Die unverheiratet und kinderlos gebliebene Park gilt als distanziert und weniger charismatisch als ihr Vater, aber als klug und prinzipienstreng. Nach dem Tod ihrer Mutter 1974 - sie kam bei einem Attentat ums Leben - übernahm sie 22-jährig die Rolle der First Lady. Nach dem Tod ihres Vaters 1979, der von seinem eigenen Geheimdienst erschossen wurde, verschwand Park für viele Jahre von der Bildfläche.

Park wirbt für eine neue konservative Politik. Auch hat sie eine Stärkung der sozialen Fürsorge auf ihre Fahnen geschrieben. Ihren Landsleuten, die sich nach ihren Worten mit immensen privaten Schulden, hohen Bildungskosten für ihre Kinder und Altersarmut plagen, verspricht Park ein rasches Wirtschaftswachstum und neue Jobs.

Ihre Rezepte heißen Innovation und Investitionen in Forschung und Wissenschaft. Der südkoreanische Kospi-Index solle auf 3000 Punkte klettern - derzeit liegt der Aktienindex unter 2000 Punkten. Um das zu erreichen, setzt Park auf neue Märkte und Wachstumsmotoren.

Politik des gegenseitigen Vertrauens

Sie will auch den Anteil der Sozialausgaben erhöhen - um wie viel, hat sie nicht verraten. Mehrausgaben soll es jedoch nicht geben. Da spricht vieles für Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen.

Zum kommunistischen Nordkorea will sie eine Politik des gegenseitigen Vertrauens aufbauen. Sie absolvierte an der Sogang-Universität in Seoul ein Studium der Elektrotechnik.

Unter der von 1961 bis 1979 währenden Herrschaft ihres Vaters Park Chung Hee wandelte sich Südkorea von einem armen Land, das nach dem Korea-Krieg am Boden lag, in eine bedeutende Exportmacht und einen der wirtschaftsstärksten Staaten Ostasiens. Im ganzen Land wurden damals die Menschen mit einem Schlager beschallt, der das Motto "Lasst uns gut leben!" aufgriff.

Die Südkoreaner sollten so angetrieben werden, kräftig in die Hände zu spucken und für ihren Wohlstand zu schuften. Jahrzehnte später will Park Geun Hye mit demselben Motto ihrer Partei und den Menschen Mut machen.

(rpo/apd/dpa/nbe)
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