Vorwurf aus Südkorea Nordkorea soll rund ein Dutzend Raketen abgefeuert haben

Seoul · Erst droht Nordkorea den USA und Südkorea kaum verhüllt mit dem Einsatz von Atomwaffen, dann fliegen fast ein Dutzend Raketen, von denen eine in der Nähe der Seegrenze einschlägt. Südkorea reagiert prompt.

Der südkoreanische Präsident Yoon Suk Yeol (l) spricht während der Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates (NSC) im Präsidialamt. In Südkorea ertönten Luftschutzsirenen, nachdem Nordkorea etwa ein Dutzend Raketen abgefeuert hatte, von denen mindestens eine in der Nähe der angespannten Seegrenze der beiden Rivalen landete (Agenturfoto).

Der südkoreanische Präsident Yoon Suk Yeol (l) spricht während der Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates (NSC) im Präsidialamt. In Südkorea ertönten Luftschutzsirenen, nachdem Nordkorea etwa ein Dutzend Raketen abgefeuert hatte, von denen mindestens eine in der Nähe der angespannten Seegrenze der beiden Rivalen landete (Agenturfoto).

Foto: dpa/Uncredited

Nordkorea hat nach südkoreanischen Angaben rund ein Dutzend Raketen abgefeuert. Mindestens eine sei nahe der Seegrenze der beiden Länder ins Meer gestürzt, teilte der Generalstab in Seoul mit. Er meldete zunächst drei ballistische Kurzstreckenraketen, die am Mittwoch von der im Osten Nordkoreas gelegenen Küstenstadt Wonsan aus abgeschossen worden seien. Kurz darauf berichtete Südkorea von mehr als zehn weiteren Raketen unterschiedlicher Modelle, die gen Ost- und Westküste der koreanischen Halbinsel geflogen seien. Auf die Aktionen des Nachbarn antwortete Seoul selbst mit Waffentests: Kampfjets hätten drei präzisionsgelenkte Raketen unweit der östlichen Grenze der beiden Länder abgefeuert, teilte Südkoreas Militär mit.

Nach südkoreanischen Angaben war es das erste Mal seit der Teilung Koreas im Jahre 1948, dass eine nordkoreanische Rakete derart nah an der Seegrenze ins Meer stürzte. Ihr Einschlagsort befand sich etwa 167 Kilometer nordwestlich von der südkoreanischen Insel Ulleungdo, wo die Behörden Luftalarm für die Bevölkerung auslösten.

Der Generalstab in Seoul sprach von einem beispiellosen Vorgang, den Südkorea nicht dulden werde. Mit den neuen Provokationen Nordkoreas werde man in enger Abstimmung mit den USA entschlossen umgehen. Südkorea habe die Streitkräfte zudem in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt.

In diesem Jahr hat Nordkorea bereits Dutzende Raketen und Marschflugkörper abgefeuert. Zuletzt übte das Land dabei auch den Einsatz taktischer Atomwaffen. International hat die Sorge vor dem Atomarsenal von Machthaber Kim Jong Un zugenommen, seitdem Nordkoreas Parlament im September ein Gesetz beschloss, das der kommunistischen Führung einen atomaren Präventivschlag gegen Südkorea und die USA erlaubt, wenn sie sich auch nur bedroht fühlt.

Pjöngjang reagiert mit den Waffentests nach eigenen Angaben auf eine Serie von südkoreanisch-amerikanischen Militärmanövern, die Nordkorea als Vorbereitung einer Invasion wertet. Erst diese Woche hielten die Verbündeten Washington und Seoul eine Übung mit rund 240 Kampfjets ab. Das Weiße Haus betonte, dass es sich um eine reine Routineübung defensiver Natur handele.

Am Mittwoch bezeichnete Pak Jong Chon, ein Sekretär der regierenden Arbeiterpartei Nordkoreas und enger Vertrauter Kims, die als Vigilant Storm bekannten Manöver der Luftwaffen von USA und Südkoreas indes als „aggressiv und provokativ“. Dem Pentagon warf Pak auch vor, einen Sturz der nordkoreanischen Führung als wichtiges Ziel ausgegeben zu haben. Er verwies damit offenbar auf einen jüngst vom amerikanischen Verteidigungsministerium veröffentlichten Strategiebericht. Darin heißt es, dass jeglicher Nuklearwaffenangriff Nordkoreas auf die USA oder deren Verbündete und Partner „in dem Ende von diesem Regime resultieren“ würde.

Als „Blödsinn“ kritisierte Pak zudem Äußerungen der südkoreanischen Militärführung, wonach sich Nordkorea mit dem Einsatz von Atomwaffen auf den „Pfad der Selbstzerstörung“ begeben würde. „Falls die USA und Südkorea versuchen, ihre Streitkräfte ohne Furcht gegen (Nordkorea) einzusetzen, werden die speziellen Methoden der Streitkräfte des (Nordens) ihre strategische Mission unverzüglich ausführen“, erklärte Pak, ohne ins Detail zu gehen. Die USA und Südkorea würden dann „den schrecklichsten Preis der Geschichte zahlen“ müssen.

(zeit/dpa)
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