Flüchtlingen droht eine Katastrophe Stichwort: Die Krise in Darfur

Khartum (rpo). Darfur im Westen Sudans war jahrhundertelang ein unabhängiges Sultanat und ist erst seit 1916 Teil des größten afrikanischen Landes. Norddarfur hat Grenzen mit Libyen und Tschad, Westdarfur nur mit Tschad und Süddarfur auch mit der Zentralafrikanischen Republik. Es sind drei von 25 Bundesländern in Sudan mit seinem ausgeprägten Zentralstaatsprinzip.

Schon traditionell gab es Konflikte zwischen sesshaften afrikanischen Stämmen und arabischstämmigen Nomaden um knappe Ressourcen wie Weideland und Wasser. Der Streit spitzte sich durch fortschreitende Wüstenbildung und lange Trockenperioden zu. Hinzu kam in den 80er Jahren, dass die sudanesische Regierung arabischstämmige Milizen bewaffnete, um südsudanesische Rebellenorganisationen zu bekämpfen.

Außerdem gibt es einen Zentrum-Peripherie-Konflikt, wie das Auswärtige Amt in seinen Länderinformationen schreibt. Darfur ist eine der Regionen, die von der Zentralregierung politisch und wirtschaftlich vernachlässigt wurden. Ihre Vertreter beklagen sich darüber, dass ihre Interessen im gesamtsudanesischen Friedensprozess nicht berücksichtigt werden.

Im Februar 2003 bildeten sich in Darfur zwei Rebellenorganisationen - die Zahl der Rebellengruppen in Sudan wird mit rund 30 angegeben -, die der Zentralregierung den bewaffneten Kampf ansagten und auch das Ende dieser Marginalisierung forderten. Die militärische Reaktion der sudanesischen Regierung führte zur Eskalation. Die Regierung setzt massiv arabischstämmige Milizen (so genannte Janjawid) ein und bewaffnet diese.

Die Milizen begehen nach den Erkenntnissen des Außenamtes "unter der Verantwortung der sudanesischen Regierung ungestraft schwerste Menschenrechtsverletzungen und Gräueltaten an der schwarzafrikanischen Zivilbevölkerung: Massenexekutionen, Massenvergewaltigungen, Vertreibungen, Verhinderung der Rückkehr der Flüchtlinge durch Abbrennen und Zerstörung der Dörfer und die Zerstörung der Brunnen bestimmen das Geschehen."

Den Flüchtlingen droht eine Katastrophe, wenn sie nicht von außen versorgt werden. Nach Angaben der International Crisis Group könnten bis zu 350.000 Menschen verhungern. Hilfsorganisationen zufolge sind seit Februar 2003 ungefähr 30.000 Menschen ums Leben gekommen und mehr als 1,2 Millionen Menschen vertrieben worden, davon mehr als 180.000 ins Nachbarland Tschad.

Zwar hat ein Waffenstillstandsabkommen im April dazu geführt, dass Rebellen und sudanesische Regierung ihre Kampfhandlungen weitgehend einstellt haben. Doch die Attacken der Milizen auf die Zivilbevölkerung gehen angeblich unvermindert weiter. Dadurch wird eine Rückkehr der Flüchtlinge unmöglich gemacht.

Im April einigten sich die Konfliktparteien auf eine von der Afrikanischen Union (AU) geführte Überwachungskommission aus 125 Militärbeobachtern. Der AU-Gipfel beschloss Anfang des Monats die Entsendung einer 300-köpfigen Truppe zum Schutz der Überwachungsmission. Die Europäische Union beteiligt sich an den Kosten.

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