Interview mit Tryfon Alexiadis "Steuerbetrug ist der Alptraum der griechischen Gesellschaft"

Athen · Tryfon Alexiadis ist Mitglied der Syriza-Partei und als Vizefinanzminister für die Steuerverwaltung und die Staatseinnahmen Griechenlands zuständig

 Tryfon Alexiadis ist als Vizefinanzminister für die Steuerverwaltung und die Staatseinnahmen Griechenlands zuständig.

Tryfon Alexiadis ist als Vizefinanzminister für die Steuerverwaltung und die Staatseinnahmen Griechenlands zuständig.

Foto: Imago

Herr Minister, würden alle Griechen ordentlich Steuern zahlen, hätte das Land kein Finanzproblem. Stimmt das?

Alexiadis: Steuerhinterziehung ist der Alptraum der griechischen Gesellschaft. Aber unsere Regierung wird das nicht hinnehmen, da besteht ein falsches Bild über unser Land. Dank der Borjans-Liste mit den Steuersündern, die ihre Konten in der Schweiz halten, können wir effektiver gegen Steuerbetrug vorgehen.

Müssten Sie dann keine weiteren Schulden machen?

Alexiadis: Wir haben Steuereinnahmen von 46 Milliarden Euro jährlich. Dem Fiskus gehen durch Steuerbetrug jedes Jahr 15 bis 20 Milliarden Euro verloren, allein bei der Umsatzsteuer sind es sechs bis neun Milliarden. Der Streit um die zwei Milliarden Euro zusätzlich, der im Sommer das Land in Atem hielt, wäre schnell beigelegt worden.

Können Sie die Daten des nordrhein-westfälischen Finanzministers überhaupt nutzen? Illegal erworbene Datensätze nutzen doch nichts vor Gericht.

Alexiadis: Das galt bis vor kurzem. Wir haben jetzt ein neues Gesetz, dass im Fall von schwerem Steuerbetrug die illegale Beschaffung von Daten erlaubt. Bei einem Mord oder einer Vergewaltigung nutzen Sie auch Videos, selbst wenn Sie die nicht auf gesetzlichem Wege bekommen.

Warum zahlen die griechischen Reeder, die neben dem Tourismus erfolgreichste Unternehmergruppe des Landes, so gut wie keine Steuern?

Alexiadis: Das ist falsch. Die Reeder zahlen seit dem vergangenen Jahr deutlich mehr Steuern. Wir dürfen sie aber auch nicht überfordern, wenn die Konkurrenz im Ausland, auch in Deutschland, steuerlich besser gestellt ist.

Sie wollen die Steuerverwaltung reformieren. Angeblich gibt es gerade einmal zehn Bilanzspezialisten in Ihrer Behörde?

Alexiadis: Der Personalmangel ist ein großes Problem. Wir haben bezogen auf die Bevölkerung nur halb so viele Steuerbeamte wie andere EU-Länder. Auch Fachleute bekommen wir nur schwer. Denn wir können im öffentlichen Dienst nur halb so viel bezahlen wie die freie Wirtschaft.

Das Interview führte Martin Kessler.

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