"Steadfast Noon" in der Eifel Luftwaffe und Nato trainieren Szenario eines Atomkriegs

Büchel/Brüssel · Angesichts der nordkoreanischen Raketentests ist die Gefahr eines Atomkrieges so groß wie schon lange nicht mehr. Auch wenn es keine direkte Verbindung gibt: In Deutschland und Belgien übt die Nato in diesen Tagen für den Ernstfall.

 Ein deutscher Tornado (Archiv).

Ein deutscher Tornado (Archiv).

Foto: dpa

Die deutsche Luftwaffe trainiert seit Anfang der Woche mit Nato-Partnern für das Horrorszenario eines Atomkrieges. Nach Angaben aus der Nato-Zentrale in Brüssel wird die "Steadfast Noon" genannte Übung noch bis Freitag dauern. Start- und Landeplatz für die teilnehmenden Jagdbomber seien der Fliegerhorst Büchel in Rheinland-Pfalz sowie der Militärflugplatz Kleine Brogel in Belgien, sagte ein Sprecher.

"Steadfast Noon" werden die jährlichen Übungen von Luftstreitkräften der Nato-Länder genannt, bei denen üblicherweise der Einsatz von Jagdbombern trainiert wird, die im Kriegsfall mit Atomwaffen bestückt werden könnten. Daran beteiligen sich auch Staaten, die gar keine eigenen Atomwaffen haben, aber entsprechende Trägerflugzeuge für den Einsatz von US-Atomwaffen bereitstellen.

In Deutschland lagern nach offiziell nicht bestätigten Angaben aus Militärkreisen beim Fliegerhorst Büchel in der Eifel US-Atomwaffen vom Typ B61. Sie könnten im Ernstfall von Tornados des taktischen Luftwaffengeschwaders 33 der Bundeswehr abgeworfen werden.

"Geflogen wird ohne Bomben"

Der "Trierische Volksfreund" berichtete unter Berufung auf den Friedensforscher Otfried Nassauer, dass bei dem Manöver unter anderem geübt werde, wie man die US-Atomwaffen sicher aus den unterirdischen Magazinen zu den Flugzeugen transportiere und unter die Kampfjets montiere. Zudem gebe es auch Flugtrainings. "Geflogen wird aber ohne Bomben", sagte der Direktor des Berliner Informationszentrums für Transatlantische Sicherheit der Zeitung. Hobby-Luftraumbeobachter veröffentlichten Fotos im Internet, auf denen neben deutschen Jets auch Kampfflugzeuge aus Italien, den Niederlanden und Polen zu sehen sind.

Die Nato wollte sich auch Geheimhaltungsgründen nicht zu Details der Übung äußern. Ein Sprecher sagte lediglich, es gehe darum, sicherzustellen, dass die Luftstreitkräfte der Verbündeten im Ernstfall, effektiv zusammenarbeiten könnten. Zudem wurde betont, dass das Übungsszenario rein fiktional sei. Der Sprecher schloss damit aus, dass zum Beispiel ganz konkret die Reaktion auf einen nordkoreanischen Atomwaffenangriff geübt werden könnte.

Nato kritisiert Nobelpreis für Ican

Über die mögliche Gefahr eines Atomkriegs hatte es zuletzt wegen der Raketentests Nordkoreas wieder verstärkt Diskussionen gegeben. Die Nato reagierte deswegen jüngst auch zurückhaltend auf die Vergabe des Friedensnobelpreises an die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (Ican). Der von der Organisation maßgeblich unterstützte UN-Vertrag zum Verbot von Atomwaffen bringe das Ziel einer Welt ohne Nuklearwaffen nicht näher, kritisierte Generalsekretär Jens Stoltenberg in einer Stellungnahme. Solange Atomwaffen existierten, werde die Nato ein atomares Bündnis bleiben. Man bedauere es, dass die Voraussetzungen für nukleare Abrüstung derzeit "nicht vorteilhaft" seien.

Der UN-Vertrag zum Verbot von Atomwaffen war im Juli unterzeichnet worden und wird von mehr als 120 Staaten unterstützt. Die vermutlich neun Atommächte sowie fast alle Nato-Staaten - darunter Deutschland - hatten die Verhandlungen über den Vertrag allerdings boykottiert. Als Grund wurde genannt, die Verhandlungen könnten nichts ändern, da nicht alle Atommächte mitwirkten.

(wer)
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